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Nach fast zwei Jahren Inhaftierung im Iran ist der frühere US-Soldat Michael White freigekommen.

Foto: AP/White Family

Washington – US-Präsident Donald Trump hat dem Iran für die Freilassung eines zu zehn Jahren Haft verurteilten US-Bürgers gedankt. "Danke an den Iran", schrieb Trump am Donnerstag auf Twitter. Er fügte hinzu, die Freilassung zeige, dass ein Deal zwischen Washington und Teheran möglich sei.

Damit bezog er sich auf das Ziel einer umfassenden Vereinbarung mit dem Iran, die deutlich über das von Trump vor zwei Jahren aufgekündigte Atomabkommen hinausgeht.

Der US-Präsident teilte mit, dass er mit dem freigelassenen Marineveteranen Michael White telefoniert habe, der sich zu diesem Zeitpunkt bereits in Zürich aufgehalten habe. White war in einem Schweizer Flugzeug aus dem Iran ausgeflogen worden. Er werde in Kürze ein Flugzeug in Richtung USA besteigen, teilte Trump mit. Er dankte der Schweiz für ihre Hilfe bei den Bemühungen, die nun zur Freilassung führten.

Am Vortag war der 2016 in den USA festgenommene iranische Wissenschafter Cyrus Asgari in seine Heimat zurückgekehrt. US-Regierungsvertreter bestritten aber, dass es eine Abmachung für einen Austausch der beiden Männer gegeben habe. Zeitgleich zur Heimreise Whites erging zudem die Anordnung eines US-Bundesrichters, den ebenfalls inhaftierten Wissenschafter Majid Taheri freizulassen, damit dieser seine Familie im Iran besuchen könne.

Freilassung wegen Coronakrise

White war im Juli 2018 in der nordostiranischen Stadt Mashhad festgenommen worden, als er eine Frau besuchte, die er Berichten zufolge im Internet kennengelernt hatte. Im folgenden Jahr wurde der Mittvierziger schuldig gesprochen, das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, beleidigt und iranfeindliche Äußerungen im Internet veröffentlicht zu haben.

Im vergangenen März wurde White dann angesichts der Corona-Krise aus dem Gefängnis entlassen und in die Obhut der Schweizer Botschaft übergeben. Weil Washington und Teheran keine diplomatischen Beziehungen unterhalten, vertritt die Schweiz stellvertretend die US-Interessen im Iran. White hatte das Land aber zunächst nicht verlassen dürfen. Seine Mutter Joanne erklärte über ihren Anwalt, für die Familie gehe nun ein 683 Tage dauernder Albtraum zu Ende. Michael White sei eine "Geisel" der Iranischen Revolutionsgarden gewesen.

Seltene Geste

Die positiven Worte Trumps über den Iran nach der Freilassung Whites sind eine seltene Geste. Der US-Präsident beschreibt den Iran regelmäßig als Hauptquelle von Gewalt und Instabilität im Nahen Osten und verfolgt eine Politik des "maximalen Drucks" auf das Land. Zu Beginn des Jahres waren beide Staaten am Rande eines Krieges gestanden, nachdem der iranische General Ghassem Soleimani bei einem US-Angriff im Irak gezielt getötet worden war.

Das internationale Atomabkommen mit dem Iran hatte Trump im Mai 2018 einseitig aufgekündigt, danach ließ er massive Sanktionen in Kraft setzen. Der jetzt von Trump erwähnte "Deal" meint eine Vereinbarung, die etwa auch das iranische Raketenprogramm einbezieht. Der Kurs des "maximalen Drucks" soll Teheran dazu bringen, über ein solches Abkommen zu verhandeln. (APA, 5.6.2020)