Ein von 5G-Gegnern zerstörter Mobilfunkmast in Großbritannien.

Foto: APA/AFP/OLI SCARFF

Eigentlich sollte man glauben, dass niemand eine dermaßen wirre Behauptung ernst nehmen kann. Und doch ist es Verschwörungstheoretikern gelungen, zahlreichen Menschen einzureden, dass es einen Zusammenhang zwischen 5G und Covid-19 gibt. Und diese schrecken mittlerweile offenbar vor kaum einem Mittel mehr zurück.

Angriffe

Nach einer Welle von Brandanschlägen gegen – echte und vermeintliche – 5G-Masten mehren sich in Großbritannien zunehmend die direkten Attacken gegen Mitarbeiter von Mobilfunkbetreibern. Mehr als 200 solcher Vorfälle hat die Branchenorganisation Mobile UK alleine seit Ende März registriert, wie "The Verge" berichtet. Dies zusätzlich zu 90 Brandanschlägen, die in diesem Zeitraum verübt wurden.

Dabei haben es die Gegner offenbar zunehmend darauf abgesehen, die Telekomtechniker zu verletzen. So berichten die Betroffenen davon, dass zum Teil scharfe Gegenstände wie Rasierklingen und Nadeln auf Mobilfunkmasten versteckt wurden – etwa hinter Plakaten. Die Angreifer nehmen hier also schwere Verletzungen der Mitarbeiter in Kauf.

Viele Vorfälle

In den vergangenen Wochen gab es auch immer wieder direkte Attacken, Techniker berichten von Angriffen die zwischen Bespucken und Treten rangieren. Beschimpfung stehen für viele ohnehin mittlerweile auf der Tagesordnung. In einem Fall wurde ein Mitarbeiter aber auch mit einem Messer attackiert und durch eine Stichwunde verletzt. Was dabei besonders absurd ist: Viele der betroffenen Mitarbeiter arbeiten gar nicht an 5G, da die neue Mobilfunkgeneration noch wenig verbreitet ist.

Infodemie

Bereits im Februar hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO vor einer "Infodemie" im Zusammenhang mit dem Coronavirus gewarnt. Der Umstand, dass rund um Covid-19 noch viele Fragen offen sind, führe dazu, dass viele Menschen die Wissenslücken mit Verschwörungstheorien ausfüllen. Und da sie sich dadurch auch direkt körperlich bedroht fühlen, schrecken sie nicht einmal mehr vor Gewalt zurück.

Das Phänomen der Anti-5G-Attacken mag in Großbritannien besonders stark ausgeprägt sein, es ist aber bei weitem nicht darauf beschränkt. So gab es in den vergangenen Wochen etwa auch mehrere Anschläge gegen Mobilfunkmasten in den Niederlanden. (red, 5.6.2020)