Caracas – Der venezolanische Oppositionsführer Juan Guaidó hat nach Angaben des venezolanischen Außenministers Jorge Arreaza Zuflucht in der französischen Botschaft in der Hauptstadt Caracas gesucht. Er hoffe, dass ausländische Regierungen "ihre Meinung ändern und diejenigen ausliefern, die der venezolanischen Justiz entgehen wollen", sagte Arreaza am Donnerstag im Radio.

Wenige Tage zuvor hatte Präsident Nicolás Maduro angedeutet, dass sein Rivale Guaidó sich in einer diplomatischen Vertretung versteckt halte. "Wir können die Räumlichkeiten der Botschaft eines Landes auf keinen Fall betreten", erklärte Arreaza. Eine Ingewahrsamnahme sei daher nicht möglich Er bezog sich neben der französischen Botschaft auch auf die spanische, in der ein weiterer führender Oppositionspolitiker seit mehr als einem Jahr Zuflucht vor der Regierung sucht.

Juan Guaidó, selbsternannter Übergangspräsident.
Foto: APA/AFP/Parra

"Schande für Diplomatie"

"Es ist eine Schande für die spanische Diplomatie, es ist eine Schande für die französische Diplomatie, was geschehen ist, und es wird sehr, sehr bald seinen Tribut fordern", sagte Arreaza. Frankreich und Spanien gehören neben Deutschland und den USA zu den rund 50 Staaten, die Guaidó als Übergangspräsidenten von Venezuela anerkennen.

Frankreich dementiert

Frankreich hat die Angaben Arreazas zurückgewiesen. "Guaido ist nicht in der französischen Residenz in Caracas", sagte eine Sprecherin des Außenministeriums am Freitag laut Nachrichtenagentur Reuters. "Wir haben dies den venezolanischen Behörden wiederholt bestätigt."

Präsident Maduro hatte zuletzt behauptet, Guaidó befinde sich "auf der Flucht vor der Justiz" – obwohl es keinen offiziellen Haftbefehl gegen ihn gibt. Guaidó selbst äußerte sich am Montag auf Twitter zu den Aussagen, dass er sich versteckt halte: Er bezichtigte Maduro und dessen Regierung der Lüge. Er sei "beim Volk", schrieb der Oppositionsführer.

Wirtschaftskrise

Guaidó hatte sich im Jänner 2019 selbst zum Übergangspräsidenten erklärt. Trotz massiven Drucks aus Washington und der verheerenden wirtschaftlichen Lage in Venezuela hält sich Maduro aber weiter an der Macht. Er hat unter anderem das Militär hinter sich, aber auch Unterstützung aus Russland und China.

Venezuela leidet schon seit Jahren unter einer schweren Wirtschaftskrise, die zuletzt durch die Coronavirus-Pandemie verschlimmert wurde. Millionen Venezolaner suchten Zuflucht im Ausland. (red, APA, 5.6.2020)