Die aktuelle Realität und der Sommerplan.

Rendering: art:phalanx Foto: BV Neubau

Es ist einer der höchstfrequentierten Verkehrsknoten der Stadt: der Wiener Westbahnhof. Nicht nur Reisende kommen hierher, um mit dem Zug die Stadt zu verlassen. Am Gürtel gelegen, ist er auch bekannt für ein großes Aufgebot an Individualverkehr. Laut den angrenzenden Bezirken frequentieren täglich weit mehr als 100.000 Menschen den Westbahnhof und den Europaplatz davor. Und genau an diesem Verkehrshotspot soll eine Sommeroase entstehen: die "Gürtelfrische West" – zwischen den mehrspurigen Gürtelfahrbahnen, unter freiem Himmel.

Urlaub in Wien

Geplant ist ein temporärer Erholungsraum für den Urlaub daheim, kündigten die Bezirke sieben und 15 an – mit einem kleinen, elf Meter langen und drei Meter breiten Freibad, Kultur- und Freizeittreffpunkt, Liegestühlen und Gastronomie. Dadurch sollen auch die umliegenden Freibäder zur Sommermitte entlastet werden. Denn in den Schwimmbädern gelten derzeit wegen der Corona-Maßnahmen limitierte Besucherzahlen.

"Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen", heißt es in einer gemeinsamen Aussendung der Bezirksvorsteher von Neubau, Markus Reiter (Grüne), und Rudolfsheim-Fünfhaus, Gerhard Zatlokal (SPÖ). Viele Wienerinnen und Wiener würden sich wegen der Gesundheitskrise ihren Urlaub heuer nicht leisten können, weshalb für viele Ferien in der Stadt angesagt seien. "Beide Bezirke haben wenige Grün- und Freiräume, die in Zeiten von Corona aber besonders wichtig sind. Am Westbahnhof kommen viele Fünfhauserinnen und Fünfhauser fast täglich vorbei. Daher ist hier ein idealer Ort, um gerade jetzt die Erholung, die Kontakte und die Kultur zu fördern", erklärt Zatlokal.

Oase kommt im August

Die "kühle Oase" werde einen Monat lang, von 1. bis 31. August, "die Menschen einladen, eine kurze Sommerpause vom Alltag einzulegen". Zusammen mit dem angrenzenden Sophienpark, der rund 5.200 Quadratmeter umfasst, und der Gürtelfrische West mit fast 7.000 Quadratmetern soll dadurch ein rund 1,5 Hektar großer Erholungstreffpunkt entstehen. Dafür wird die sechsspurige Gürtelquerung Kreuzung Felberstraße/Stollgasse gesperrt. "Mitten in einem stark verbauten und besonders verkehrsbelasteten Teil der Stadt geben wir ein bisschen Platz den Menschen zurück, die diesen Platz jetzt dringend brauchen", betont Reiter.

Das Freiluftangebot richte sich an alle, heißt es aus Reiters Büro – mit speziellen Schwimmzeiten für Kinder und Senioren, mit Ferienspiel, Yoga und Tanzkursen. Zudem sind ein Freiluftkino und weitere Kulturveranstaltungen sowie Workshops geplant. Die genaue Umsetzung sei noch in Arbeit, mehrere Vorschläge lägen noch auf dem Tisch, heißt es aus der Bezirksvorstehung Neubau. Der geplante Containerpool soll eine Größe von etwa elf mal drei Metern haben – "so groß wie möglich". Die kurze Abkühlung soll im Gegensatz zu den Freibädern kostenlos sein. Das genaue Programm soll im Juli vorgestellt werden. 150.000 Euro soll das Projekt kosten, wobei ein Großteil vom 15. Bezirk übernommen wird.

Team HC Strache spricht von "Schikane gegen Autofahrer"

Kritik kam umgehend vom Team HC Strache: "Nach den vollkommen sinnentleerten Pop-up-Radwegen planen die Vertreter von Rot und Grün bereits die nächste Schikane gegen die Wiener Autofahrer", richtete dessen Chef Heinz-Christian Strache den Bezirken aus. Unter dem "vermeintlichen Motto 'Urlaub am Gürtel'" wolle man nun – "inmitten von rund 40.000 Fahrzeugen täglich und unter Sperrung ganzer Kreuzungsbereiche – eine Grünoase mit Swimmingpool installieren, die hunderttausende Euro verschlingt", so Strache.

FPÖ spricht von "Autofahrerschikane"

Straches ehemalige Partei, die Wiener FPÖ, reagierte ähnlich kritisch: "Offensichtlich gefällt sich der SPÖ-Bezirksvorsteher Zatlokal, der diese grüne Showpolitik mitträgt, mit zunehmender Wahlkampfnähe als grüner Zauberlehrling", sagte FPÖ-Bezirksparteichef und Gemeinderat Dietbert Kowarik. "Mit seriöser Stadtentwicklungspolitik hat diese teure Autofahrerschikane jedenfalls nichts zu tun." Autofahrer müssten unnötige Umwege in Kauf nehmen und würden mehr Schadstoffausstoß produzieren. Für kommenden Montag um 8.30 Uhr kündigt Vizebürgermeister Dominik Nepp (FPÖ) in der Aussendung eine freiheitliche Protestkundgebung "gegen die neuen Pop-up-Radwege und weitere grüne Verkehrs-Schwachsinnigkeiten" an. Diese soll im Bereich Hörlgasse, Ecke Schlickplatz stattfinden.

ÖVP sieht "Anschlag auf Wiens Verkehrsadern"

ÖVP-Verkehrssprecher Manfred Juraczka und ÖVP-Bezirksparteichefin Christina Schlosser sprachen vom "nächsten Anschlag auf Wiens Verkehrsadern" und von "Jux-Politik". "Natürlich stört es Rot-Grün nicht, Fahrstreifen dafür zu opfern. Obwohl es zwischen den Gürtel-Fahrbahnen ausreichend Grünflächen gibt, nimmt die Stadtregierung damit den nächsten Verkehrskollaps in Kauf."

Die Bezirksvorstehung des siebenten Bezirks erinnerte freilich auch daran, dass zumindest in Neubau alle Parteien für das Projekt gestimmt haben – also auch ÖVP und FPÖ. (ook, 5.6.2020)