Buenos Aires – Argentinische Paläontologen sind in Patagonien auf die Fossilien einer bislang unbekannten Dinosaurierart gestoßen, die vor über 90 Millionen Jahren in der Kreidezeit lebte. Die Spezies, die im Fachmagazin "The Science of Nature" vorgestellt wurde, könnte weitere Aufschlüsse über die Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den Vögeln und ihren nächsten Verwandten unter den Dinosauriern ermöglichen.

Illustrator Gabriel Lio hat für den Paläontologen Matias Motta zwei Rekonstruktionen des Dinosauriers angefertigt.

Overoraptor chimentoi, wie das Tier benannt wurde, war mit weniger als eineinhalb Metern Länge ein kleinwüchsiger Theropode, also ein auf zwei Beinen laufender Fleischfresser. Laut Studienerstautor Matias Motta hatte der Dino "lange, graziöse Beine", die für eine laufende Lebensweise sprechen. Dennoch seien auch seine oberen Gliedmaßen sehr lang und mit robusten Ellen ausgestattet gewesen – ähnlicher also den modernen Vögeln als den großen Theropoden mit ihren im Verhältnis zumeist recht kurzen Ärmchen.

Overoraptor wurde den Paraves zugeordnet, jenem Entwicklungszweig, dem die Vögel und deren nächste Verwandte unter den Dinosauriern angehören – etwa das Troodon oder der Velociraptor. Ähnlich den Raptoren hatte das Tier auch sogenannte Sichelkrallen, die es wohl zum Angriff auf Beutetiere nutzte.

Obwohl von dem Tier nur Fragmente erhalten geblieben sind, glauben die Forscher, dass Overoraptor mit dem auf Madagaskar gefundenen Rahonavis verwandt war. Dieser war noch vogelähnlicher und konnte möglicherweise sogar fliegen. Wissenschafter sind sich darüber zwar noch uneinig, aber es besteht die Möglichkeit, dass Vertreter dieser Gruppe von Dinosauriern unabhängig von den direkten Ahnen der Vögel das Fliegen erlernt haben. Es wäre neben Pterosauriern, Fledermäusen und eben den Vögeln die vierte Wirbeltiergruppe, die aus eigener Kraft fliegen konnte. (red, 5. 6. 2020)