New Orleans (Louisiana) – US-Präsident Donald Trump hat NFL-Quarterback Drew Brees dafür kritisiert, seine umstrittenen Aussagen über Proteste von Football-Spielern während der Hymne zurückzunehmen. "Ich denke, er ist wirklich einer der größten Quarterbacks, aber er hätte seine ursprüngliche Haltung über das Ehren unserer wunderschönen amerikanischen Flagge nicht zurücknehmen sollen", twitterte Trump am Freitag (Ortszeit).

Er fügte hinzu: "Wir sollten dabei aufrecht stehen, idealerweise salutieren oder die Hand aufs Herz legen. Es gibt andere Dinge, gegen die man protestieren kann, aber nicht gegen unsere großartige amerikanische Flagge – UND KEIN KNIEEN."

Brees wandte sich anschließend direkt an Trump. Durch seine Gespräche mit Freunden, Kollegen und Anführern der schwarzen Community sei ihm klar geworden, "dass es hier nicht um die amerikanische Flagge geht", schrieb er am Freitag (Ortszeit) auf Instagram.

"Wir können die Flagge nicht mehr länger dazu benutzen, die Menschen abzuweisen oder sie von den wirklichen Problemen abzulenken, mit denen unsere schwarzen Gemeinschaften konfrontiert sind", betonte Brees.

Streit um und mit Drew Brees.
Foto: AFP/GARDNER

Ausgangspunkt

Der 41 Jahre alte Brees, sportlich unumstrittener Spielmacher bei den New Oreans Saints, hatte in einem Interview die Proteste des NFL-Spielers Colin Kaepernick kritisiert. Dieser war unter anderem in der Saison 2016/17 aus Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA beim Abspielen der Nationalhymne auf die Knie gegangen. "Ich werde nie einer Meinung sein mit jemandem, der respektlos gegenüber der Flagge der Vereinigten Staaten von Amerika oder unserem Land ist", hatte Brees gesagt. Trump hatte Kaepernick für dessen Hinknieen damals als "Hurensohn" beschimpft.

Nach der massiven Kritik an seinen Aussagen entschuldigte sich Brees schriftlich und dann auch noch in einem Video. "Ich möchte, dass ihr in meinen Augen seht, wie leid mir das tut", sagte Brees. "Ich weiß, dass das viele Menschen verletzt hat." Es tue ihm leid. "Ich werde es besser machen. Ich bin Teil der Lösung und ich bin euer Verbündeter", sagte Brees.

Ungewöhnlich Deutliches

Die National Football League selbst hat auf die eindringliche Forderung ihrer schwarzen Profis reagiert, Fehler eingestanden und sich deutlich wie nie gegen Rassismus positioniert. In einem am Freitag (Ortszeit) veröffentlichten Video sagte NFL-Boss Roger Goodell: "Wir, die National Football League, verurteilen Rassismus und die systematische Unterdrückung schwarzer Menschen."

"Wir, die National Football League, geben zu, dass es falsch war, nicht schon früher auf die NFL-Spieler gehört zu haben und ermutigen alle, sich zu äußern und friedlich zu protestieren. Wir, die National Football League, glauben, dass schwarze Leben wichtig sind", heißt es weiter. Goodell betonte, er persönlich protestiere mit und wolle Teil des dringend notwendigen Wandels in den USA sein. Ohne schwarze Spieler gebe es die NFL nicht. Er werde sich mit den Profis in Verbindung setzen und erfragen, wie die NFL sich verbessern könne. (APA, red, 6.6.2020)