Das Konsortium, das die AAP übernehmen will, wird vom Medienmanager Peter Tonagh angeführt, der früher Chef des Bezahlsenders Foxtel und des Medienunternehmens News Corp Australia von Rupert Murdoch war.

Foto: EPA / DEAN LEWINS

Sydney – Es war ein herber Schlag für die Australiens Medienlandschaft und Nachrichtenagenturen weltweit: Anfang März verkündete die australische Nachrichtenagentur AAP nach 85 Jahren ihr Aus mit Ende Juni. Nun kann sich offenbar doch weitermachen. Wie die AAP am Freitag mitteilte, soll ein Konsortium aus Investoren und Philanthropen die Agentur von ihren Eigentümern, darunter News Corp, übernehmen.

Das Konsortium wird vom Medienmanager Peter Tonagh angeführt, der früher Chef des Bezahlsenders Foxtel und des Medienunternehmens News Corp Australia von Rupert Murdoch war. AAP gehört den Medienunternehmen Nine, News Corp Australia, The West Australian und Australian Community Media. Sie wollen dem Konsortium allerdings nur das defizitäre Nachrichtenagenturgeschäft in Text und Bild übergeben, während sie das lukrative Geschäft mit Aussendungen oder Medienbeobachtung behalten. Die Australian Associated Press wurde im Jahr 1935 vom Verleger Keith Murdoch gegründet, dem Vater des Medienmoguls Rupert Murdoch.

Erleichterung

Die Übernahmeverhandlungen seien "in der letzten Phase", hieß es in einer Aussendung der Agentur. AAP-Chef Bruce Davidson zeigte sich "froh, dass wir nach monatelangen Diskussionen mit verschiedenen Parteien offenbar eine neue Heimstätte für die zuverlässige Nachrichtenberichterstattung der AAP gefunden haben". Tonagh betonte, dass sein Konsortium unabhängigem Journalismus verpflichtet sei. "Wir leben in einer Zeit, in der zuverlässige, unvoreingenommene Information wichtiger ist denn je. Die AAP hat das eingehalten und wir wollen das auch in der Zukunft so sehen", versprach Tonagh.

AAP-Chefredakteur Tony Gillies sprach von einem "Triumph für den Journalismus in öffentlichem Interesse". Zugleich lobte er "die Haltung und Resilienz" der AAP-Mitarbeiter. In den 95 Tagen seit der Schließungsankündigung hätten diese trotz ihrer ungewissen beruflichen Zukunft und den Schwierigkeiten des Corona-Lockdowns "so hart wie immer" gearbeitet. "Das Konsortium übernimmt die Besten Australiens."

Radikale Personalkürzung

Alle AAP-Journalisten werden aber offenbar nicht in der neuen Agentur unterkommen. Laut der Aussendung will das Konsortium 85 bis 90 Mitarbeiter weiterbeschäftigen, darunter 70 bis 75 Redakteure. Bisher hatte die AAP ein Team aus 180 Leuten und Büros in Australien, Neuseeland, Los Angeles und London. Außerdem gibt es etwa 100 freie Fotografen.

Die APA – Austria Presse Agentur ist der AAP im internationalen Nachrichtenagenturnetzwerk MINDS verbunden. Im Jahr 2017 war AAP federführend beim Projekt "MINDS Global Spotlight" engagiert, einem erstmaligen gemeinsamen internationalen Rechercheprojekt von zehn Nachrichtenagenturen, darunter die APA, die Deutsche Presse-Agentur dpa und die französische Nachrichtenagentur AFP. Damals wurde ein umfangreiches multimediales Dossier zum Thema Migration recherchiert und koordiniert in den jeweiligen Diensten veröffentlicht. (APA, 6.6.2020)