Präsident Donald Trump gibt den Weg für die US-Truppen in Deutschland vor.

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Warum US-Präsident Donald Trump gerade jetzt den Abzug von einem Drittel der US-Truppen aus Deutschland anordnet, weiß niemand genau. US-Medien vermuten, dass Trumps Ärger über die Absage der deutschen Kanzlerin Angela Merkel für den G7-Gipfel in den USA im Juni der Auslöser war. Aber das liberale, weltoffene Deutschland steht schon lange auf Trumps schwarzer Liste. Die Entscheidung, über die Washington Berlin nicht einmal informiert hat, dürfte das Verhältnis der beiden Nato-Mitglieder weiter verschlechtern.

An der US-Militärpräsenz in Deutschland hängen zehntausende Arbeitsplätze, und sie gilt in deutschen Militärkreisen immer noch als wichtiger Sicherheitsgarant. Dennoch wäre der Abzug für das Land verschmerzbar.

Strategischer und operativer Wert

Härter wäre die US-Armee getroffen; für sie sind die hochmodernen Stützpunkte in Deutschland von großem strategischem und operativem Wert. Polen, wohin ein Teil der 9500 Soldaten übersiedeln soll, kann diese Qualität nicht bieten. Deshalb spricht Ben Hodges, der frühere US-Befehlshaber in Europa, von einem "kolossalen Fehler".

Der Schritt sagt viel über Trumps sprunghaften, irrationalen Führungsstil aus und zeigt, wie sehr sich seine anfängliche Liebesbeziehung zum US-Militär abgekühlt hat. Ein Oberkommandierender, der aus Launen heraus strategische Entscheidungen trifft, ist für Sicherheitsexperten dies- und jenseits des Atlantiks ein Gräuel. (Eric Frey, 7.6.2020)