Noch-Spartenobfrau und Brückenwirtin in St. Johann im Pongau: Petra Nocker-Schwarzenbacher

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In der langen Liste an Beispielen, wie sehr der Unmut hinter den Kulissen in Teilen des ÖVP-Wirtschaftsbundes brodelt, steht der Name Petra Nocker-Schwarzenbacher wohl ziemlich weit oben. Der Rauswurf von Nocker-Schwarzenbacher als Obfrau der Bundessparte Tourismus in der Wirtschaftskammer durch Kammerpräsident Harald Mahrer hat in der Tourismusbranche für erheblichen Unmut gesorgt.

Die Brückenwirtin aus St. Johann im Pongau hätte ihre Funktion als Spartenobfrau gerne weiter ausgeübt, Mahrer hatte jedoch Ende Mai schon angekündigt, Nocker-Schwarzenbacher der Spartenkonferenz Ende Juni nicht mehr als Obfrau vorzuschlagen.

Querfeld-Aktion wirkt nach

Aus Sicht der türkisen PR-Strategie ist die Aktion von Mahrer zum falschen Zeitpunkt gekommen. Die Branche steckt tief in der Krise, und Nocker-Schwarzenbacher war eine höchst beliebte Spartenchefin. "Ich habe über 500 Unterstützungsmails bekommen", berichtet sie im STANDARD-Gespräch. Eine durchaus glaubhafte Darstellung, auch in der STANDARD-Redaktion gingen zahlreiche Beschwerden und Unmutsäußerungen von Hoteliers und Gastronomen ein.

Namentlich vor den Vorhang treten will freilich keiner der – teils prominenten – Kritiker. Vielen stecke die "Querfeld-Sache" in den Knochen, sagt der Salzburger Hotelier und Neos-Abgeordnete Sepp Schellhorn dazu – er ist mit Nocker-Schwarzenbacher weitschichtig verwandt. Schellhorn meint die öffentliche Maßregelung des Wiener Kaffeehausbetreibers Berndt Querfeld durch die Bundesregierung, nachdem er die angekündigten Hilfen für die Branche als "zerplatzte Luftballons" kritisiert hatte.

Chemie hat nicht gestimmt

So weit wie Querfeld will die scheidende Spartenobfrau in ihrer Kritik an den schleppenden Hilfen für die Tourismusbranche zwar nicht gehen, aber auch sie kritisiert bürokratische Hürden und "unlösbare Schwierigkeiten für die Steuerberater bei den Ansuchen". Den fast im Stundentakt erfolgten Ankündigungen von Hilfen seien zu wenige Taten gefolgt, sagt sie. Sie verlangt beispielsweise, dass der Fixkostenzuschuss von drei Monaten auf mindestens sechs Monate verlängert wird. Ihr Rauswurf durch Mahrer habe aber nichts mit ihrer Kritik zu tun. Die Chemie habe schon vorher nicht gestimmt.

Nachfolge offen

Wer Nocker-Schwarzenbacher als Spartenobmann oder -obfrau nachfolgen wird, ist unklar. Als Nachfolger war Sacher-Chef Matthias Winkler im Gespräch, dieser dürfte aber in der Spartenkonferenz Ende Juni keine Mehrheit erhalten und soll bereits zurückgezogen haben. (Thomas Neuhold, 8.6.2020)