Junge Gesichter in der Rapid-Jubeltraube.

Foto: APA/HANS PUNZ

Sturm-Coach Nestor El Maestro: "Wenn wir so auftreten, bin ich froh, dass sich die Fans die Reise nach Wien nicht angetan haben."

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Nach ein paar Minuten bremste sich Didi Kühbauer selbst ein. Schluss mit der Verteilung von Lorbeeren, Schluss mit Lobhudelei. Je höher man Fußballer in den Himmel hebt, desto größer die Gefahr, dass sie tief fallen. Aber der Rapid-Trainer war halt am Sonntagabend nach dem 4:0 gegen Sturm Graz von seiner Mannschaft angetan. Aufgrund der Corona-Maßnahmen saß und strahlte er im VIP-Klub des Allianz Stadions. Das Pressezentrum wäre zu klein gewesen, Babyelefanten hätten aus Protest trompetet.

Kühbauers Einsicht kam zu spät. Was liegt, das pickt. Gepriesen waren bereits vier Youngsters: Kelvin Arase (21), Leo Greiml (18), Yusuf Demir (17) und Dejan Ljubicic (22). Linksaußen Arase hatte die ersten beiden Tore erzielt, wurde zu Pause ausgewechselt, reine Vorsichtsmaßnahme, er verspürte ein zu vernachlässigendes Zwicken. Kühbauer: "Er ist ein Spieler, den sich jeder Trainer wünscht. Das hat nicht mit den Toren, sondern mit seiner Einstellung und Leidenschaft zu tun."

Ad Innenverteidiger Greiml: "Er erinnert mich ein bisserl an mich, er will im Training jedes Spiel gewinnen. Ich war vielleicht der besser Fußballer, er hat die bessere Grätsche." Offensivmann (besser: Offensivjugendlicher) Demir sei für sein Alter "brutal weit. Der Ball ist sein bester Freund. Ich bin sehr behutsam mit ihm, er spielt ja nicht bei einem kleinen Klub, sondern bei Rapid. Da kann es sehr schnell in eine andere Richtung gehen." Ljubicic wurde ein "Topniveau" attestiert. "Er räumt ab, stopft Löcher." Man habe übrigens für die drei Verletzten (Christopher Dibon, Mario Sonnleitner, Thomas Murg) gewonnen.

"Weg von der Emotionalität"

Für wen Sturm verloren hat, wusste Trainer Nestor El Maestro nicht. Er war jedenfalls froh, dass es sich um ein Geister-Debakel gehandelt hat. "Gut, dass sich unsere Fans die Reise nach Wien nicht angetan haben." Sturm stecke im Formtief, jegliches Selbstvertrauen sei abhandengekommen. Man dürfe aber nicht "überanalysieren. Wir müssen in dieser kritischen Phase weg von der Emotionalität."

Der neue Sportchef Andreas Schicker war "schwer enttäuscht. Geraten wir in Rückstand, brechen wir total weg." Man befinde sich in der "Woche der Wahrheit". Die könnte ungelogen bitter werden, am Mittwoch kommt Salzburg. Am Sonntag wartet Hartberg, das klingt nicht aussichtslos. Schicker: "Es geht um die Art, wie wir agieren. Ist keine Verbesserung zu sehen, wird es Konsequenzen gegeben." Wobei eine Trainerentlassung auszuschließen sei. "Das wäre zu billig." El Maestro ("Vom Europacup brauchen wir nicht reden") verzichtete auf die Verwendung eines Klischees. Der 37-Jährige sagte also nicht, dass man bis zum 0:1 gut in Spiel gewesen sei. "Wenn ich das höre, muss ich immer lachen."

Kapitän Stefan Hierländer empfand die Partie als nicht lustig. "Sehr schlecht von uns, wir haben keine Ideen. Wir müssen jetzt anfangen, Fußball zu spielen." El Maestro: "Auf dem Papier sind wir gegen Salzburg chancenlos."

Rapid gastiert am Mittwoch beim bösen LASK, der die Corona-Regeln missachtet hat. Kühbauer: "Dass zusätzliche Emotionen reinkommen, wäre nicht gut. Wir schauen nur auf uns." (Christian Hackl, 8.6.2020)