Der Mensch wäre mit seiner Intelligenz durchaus in der Lage, in diesen Selbstmordprozess steuernd einzugreifen, scheint aber derzeit in Geiselhaft seiner primitiven Rechenkunst zu sein.

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Es ist offenbar heut zutage kein Problem mehr, kompliziertest aufgebaute technische Geräte so zu gestalten und herzustellen, dass sie eine ziemlich genau definierte Lebenszeit erreichen. Das gilt für mechanische Teile, aber umso mehr für elektronische Komponenten. Der Hersteller kann also sehr genau bestimmen, wann er damit rechnen darf, dass Ersatzbedarf entsteht.

Es ist immer leichter geworden, äußert komplizierte Dinge immer billiger zu produzieren, deshalb ist auch die Kultur des Reparierens auf der Strecke geblieben. Das ist gleichzeitig im Sinne der Maximierung des Geschäfts. Denn nur wenn ständig Dinge weggeworfen werden, können immer mehr neue produziert und verkauft werden, was auch wieder deren Preise senkt.

Bloß ein Rechenmodell

"Skalierbarkeit" ist deshalb das Schlüsselwort, das sogar für die Herstellung so komplexer Geräte wie Autos gilt. Die Stückzahlsteigerung ist sozusagen die Keimzelle des hemmungslosen Wirtschaftswachstums, das wiederum schnurstracks in die Weltzerstörung führt. Gleichzeitig macht gerade die Stückzahlsteigerung die Produkte erst so erschwinglich, dass sie von vielen Leuten gekauft werden können, was diesen Vorgang weiter beschleunigt.

Weil der Zusammenhang zwischen Stückzahl und Preis so offensichtlich ist, glaubt man auch daran, dass dies ein Naturgesetz sei, dabei ist es bloß ein Rechenmodell. Der Mensch wäre mit seiner Intelligenz durchaus in der Lage, in diesen Selbstmordprozess steuernd einzugreifen, scheint aber derzeit in Geiselhaft seiner primitiven Rechenkunst zu sein. (Rudolf Skarics, 24.06.2020)