Brave.

Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Mit einem strikten Fokus auf Datenschutz und Privatsphäre wirbt der Browserhersteller Brave. Gleichzeitig ist das Geschäftsgebahren des Unternehmen aber alles andere als unumstritten. Und ein aktueller Vorfall lässt die Kritik daran nun neu aufflammen.

Mitschneiden

Wie sich herausstellt, versieht Brave in der Adresszeile eingegebene URLs auf Kryptowährungsseiten mit sogenannten "Affiliate Links". So wird dann etwa aus der Eingabe auf "binance.us" – einer Bitcoin-Börse – ein Verweis auf "binance.us/en?ref=3508987" wie einem Twitter-User aufgefallen ist. Der Grund dafür ist simpler Natur: Brave verdient an diesen Links mit.

Brave-Gründer Brendan Eich verteidigte dieses Verhalten zunächst, immerhin sei bekannt, dass man ein Partner von Binance sei, und über genau solche Deals sein Geld verdiene. Später ruderte Eich aber zurück und entschuldigte sich. Es handle sich dabei um ein "Versehen", die Autovervollständigung im Browser sollte nie eine URL verändern. Man werde dieses Verhalten korrigieren. Zuvor hatten andere Nutzer entdeckt, dass Brave bei anderen Kryptobörsen ähnlich vorgeht.

Open Source

Eich versichert nun, dass bei der automatischen Veränderung der URL nie Nutzerdaten an Partner weitergegeben wurden. Zugleich zeigt er sich auch verwundert über die aktuelle Aufregung. Immerhin sei der Quellcode des auf Googles Chromium basierenden Browsers offen, insofern habe man aus diesem Vorgehen also kein Geheimnis gemacht. Dem steht allerdings die Realität entgegen, dass Brave die Nutzer nie über das Anhängen von Affiliate Links informiert geschweige denn eine Erlaubnis dafür eingeholt hat.

Hintergrund

Das Geschäftsmodell von Brave stand in der Vergangenheit immer wieder unter Kritik. Der Browser entfernt nämlich nicht nur von Haus aus Werbung, er bietet den Nutzern auch die Möglichkeit, diese durch eigene Einschaltungen ersetzen zu lassen. Deren Einnahmen gehen dann zu Teilen an die Nutzer, die Seitenbetreiber – so sich diese auf dieses Spiel einlassen – und natürlich Brave selbst. Kritiker sehen insofern in diesem Modell eine Art digitale Wegelagerei, bei der Brave an der Arbeit anderer verdient – in diesem Fall jene der Webseitenbetreiber. (red, 08.06.2020)