Tirols Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler (ÖVP) bezeichnete eine Aktivistin als "widerwärtiges Luder".

Fotomontage: Frauennetzwerk Medien

Wien – Der Negativpreis "Rosa Handtaschl" des Frauennetzwerks Medien für sexistische Äußerungen von Personen des öffentlichen Lebens geht in diesem Jahr an den Tiroler Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler (ÖVP). Der Politiker sagte – wie berichtet – über die WWF-Aktivistin Marianne Götsch bei einer Kundgebung in Innsbruck gegen das Kraftwerk Tumpen-Habichen, sie sei ein "widerwärtiges Luder".

"Eigentlich hätte der sexistische Sager alleine schon für das 'Handtaschl' gereicht, aber Geisler und sein Büro zeigten mit ihrem Verhalten danach, dass sie offensichtlich nicht wissen, was Sexismus ist und dass diese Misogynie nicht mit fadenscheinigen Erklärungen kleinzureden ist. Egal ob aggressiv gebrüllt oder mit einem Lächeln auf den Lippen wie bei Geisler, 'Luder' ist und bleibt ein Schimpfwort. Es ist auch kein Zufall, dass dieses nicht gegenüber Männern, sondern ausschließlich gegenüber Frauen verwendet wird", schreibt das Frauennetzwerk Medien in einer Aussendung.

Abwertung intendiert

In der Begründung der Jury heißt es: "Sexismus meint sowohl diskriminierendes Verhalten als auch sexistische, abwertende Äußerungen gegenüber Frauen, Herr Geisler. Dass Sie Ihrem Gegenüber kein Kompliment machen wollten, zeigt sich auch am Zusatz 'widerwärtig'. 'Widerwärtig' hat nicht einmal Ihr Büro in der anschließenden Stellungnahme schön zu reden versucht. Auf der Suche nach Synonymen für 'widerwärtig' reicht die Bandbreite von 'abstoßend' und 'unausstehlich' über 'unerträglich' und 'abscheulich' bis hin zu 'ekelerregend' – was unterstreicht, dass Sie ihr Gegenüber abwerten wollten."

Das Frauenetzwerk Medien definiert sich als "überparteilicher Verein für Journalistinnen und Frauen in Medienberufen", der 1999 in Wien gegründet wurde.

Bisherige Preisträger des "Rosa Handtaschl" waren beispielsweise der ehemalige Verteidigungsminister Mario Kunasek, Felix Baumgartner, Christian Ortner, Richard Schmitt, ORF-Chefredakteur a.D. Werner Mück und Gunnar Prokop. (red, 8.6.2020)