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Die Türkei belegt unter Präsident Recep Tayyip Erdogan nur den 154. Platz auf der Rangliste der internationalen Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen.

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Istanbul/Ankara – In der Türkei sind laut Medienberichten zwei oppositionsnahe Journalisten im Zuge von Spionage-Ermittlungen festgenommen worden. Ismail Dukel von Tele1 TV Ankara und seine Kollegin Muyesser Yildiz von der Online-Nachrichtenseite OdaTV würden von der Anti-Terror-Einheit der Polizei in Ankara befragt, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Montag.

Nähere Details wurden in dem Bericht nicht genannt, es war lediglich die Rede von Ermittlungen wegen "politischer und militärischer Spionage".

Kriegspläne

Anderen Medien zufolge wurden die beiden Journalisten möglicherweise wegen ihrer Berichterstattung über die türkische Beteiligung an den Konflikten in Libyen und Syrien festgenommen. Die regierungsnahe Zeitung "Sabah" berichtete, den Journalisten werde vorgeworfen, geheime Informationen über die türkischen Kriegspläne in Libyen und Syrien veröffentlicht zu haben. Yildiz habe mit einem Militärvertreter namens E.B. am Telefon über die türkischen Militäreinheiten in Libyen gesprochen. E.B. sei ebenfalls am Montag in Istanbul festgenommen worden.

Tele1-Chefredakteur Merdan Yanardag bestätigte die Festnahmen im Onlinedienst Twitter. Sie zielten darauf ab, "unabhängigen Medien ein Ultimatum zu stellen", kritisierte er. "Wir werden nicht still bleiben, und wir werden uns nicht unterwerfen."

Die Türkei steht international regelmäßig wegen ihrer systematischen Einschränkung der Pressefreiheit in der Kritik. Das Land belegt derzeit den 154. Platz auf der Rangliste der internationalen Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen. Nach Angaben der Organisation P24 sitzen derzeit 103 Journalisten in der Türkei im Gefängnis. (APA, AFP, 8.6.2020)