Der Gesundheitssektor ist für sieben Prozent des CO2-Fußabdrucks Österreichs verantwortlich. Am meisten tragen demnach die Versorgung in Spitälern, der Arzneimittelkonsum und der Verbrauch medizinischer Einwegprodukte sowie das durch das Gesundheitswesen verursachte Verkehrsaufkommen bei, berichten österreichische und deutsche Forscher im Fachjournal "Resources, Conservation and Recycling".

Im Rahmen des Forschungsprojekts "HealthFootprint – Carbon Footprint des österreichischen Gesundheitssektors" berechneten Wissenschafter der Universität für Bodenkultur Wien (Boku), des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung und des nationalen Forschungsinstituts Gesundheit Österreich erstmals den CO2-Fußabdruck des österreichischen Gesundheitssektors. Die Ergebnisse sollen die wissenschaftliche Grundlage für eine zukünftige Klimastrategie des Sektors werden.

Den Berechnungen der Forscher um die Erstautorin Ulli Weisz zufolge ist der CO2-Ausstoß des Sektors nicht unerheblich: Demnach entsprechen die sieben Prozent Anteil am gesamten CO2-Ausstoß für das Jahr 2014 rund 0,8 Tonnen Kohlendioxid pro Kopf und Jahr. Im Vergleich unter den OECD-Ländern landet Österreich mit diesem Pro-Kopf-Wert auf Rang acht.

Prävention für Gesundheit und Klima

Für fast ein Drittel der Emissionen zeichnete im Jahr 2010 die Versorgung in Krankenhäusern verantwortlich. Mit Arzneimitteln und medizinischen Einmalprodukten hatten darüber hinaus 20 Prozent des Ausstoßes zu tun. "Während die Emissionen durch den direkten Energieverbrauch großer Anbieter sinken, steigen im Beobachtungszeitraum diejenigen durch den Privatverkehr", schreiben die Forscher – also Fahrten, die Patienten, deren Angehörige und Mitarbeiter von Gesundheitseinrichtungen mit ihren Autos, Taxis oder im öffentlichen Verkehr unternehmen.

Wenn der Sektor keine Schritte zur CO2-Reduktion setze, sei damit zu rechnen, dass dieser in den kommenden Jahren größer wird, so die Forscher, die betonen, dass der Bereich bisher im Zusammenhang mit dem Klimawandel noch kaum in den Fokus genommen wurde. Gesundheitssysteme könnten jedoch sehr wohl einen substanziellen Klimaschutz-Beitrag leisten, ohne die Versorgung zu reduzieren. Ein Hebel sei etwa die Verbesserung von Prävention und Gesundheitsförderung. Dazu komme die Reduktion des direkten Energieverbrauchs, der Abbau von unnötigem Medikamentenkonsum und die Reduktion unnötiger Leistungen wie Mehrfachuntersuchungen, oder auch der Ausbau der ärztlichen Primärversorgung. (APA, red, 9.6.2020)