Das große Tamtam war zur Gewohnheit geworden. Seit dem Jahr 2000 veranstaltete Karl Lagerfeld für Chanel aufwendige Modenschauen rund um die Cruise-Kollektion. Die Tradition wurde im vergangenen Jahr unter seiner Nachfolgerin Virginie Viard im Grand Palais fortgesetzt, heuer hätte Anfang Mai die Präsentation der aktuellen Zwischenkollektion auf Capri stattfinden sollen.

Daraus wurde dank Corona nichts, das Modehaus entschied sich erstmals für eine digitale Inszenierung auf Instagram: Statt an der Côte d'Azur posierten die Models am 8. Juni im Boucléjäckchen vor artifiziellen Sonnenuntergängen im Studio in Paris.

Cruise-Kollektion 2020/21
Foto: Chanel

Die Kollektion, die während des Lockdowns innerhalb von vier Wochen entstanden war, erschien zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Nicht nur, dass die aktuellen Rassismus-Debatten längst auch die Modeindustrie beschäftigen: Seit dem Lockdown sind die Rufe nach einer Entschleunigung der Modeindustrie lauter geworden.

Das zum Luxuskonzern Kering gehörende Label Gucci erklärte unlängst, nur noch zwei Modekollektionen pro Jahr zu zeigen, Saint Laurent hatte angekündigt, seine Schauen unabhängig vom Modekalender zu zeigen. Auch Designer wie Giorgio Armani und Dries Van Noten hatten sich für eine Reduktion der Kollektionen ausgesprochen. (red, 9.6.2020)

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