Kleiner Test: Ein schwarzer Tiroler Landeshauptmannstellvertreter darf eine Aktivistin öffentlich "widerwärtig’s Luada" nennen. Der schwarze Landeshauptmann deckt das, nach holprigen Erklärungs- und Entschuldigungsversuchen sagt er, ein Rücktritt sei nicht angedacht. Was angesichts Wirmachenallesrichtig-Kultur nicht überrascht.

Jetzt wissen wir wegen des Widerwärtiges-Luder-Übergriffs (eigentlich ein Pleonasmus, Herr Vizelandeshauptmann) genau, was ein Luder ist: ein niederträchtiger, hinterhältiger Mensch.

Der Tiroler Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler (ÖVP) nannte eine Umweltaktivistin ein "widerwärtiges Luder" .
Foto: APA/EXPA/JOHANN GRODER

Nun zum Test: Was dürfen wir den Politiker im Gegenzug heißen, ohne behelligt zu werden? Das Tiroler "Luada" passt ja nicht, das gilt nur für Frauen. "Luadaviech" passt daher auch nicht, ist zumal ein Schimpfwort für eine aufmüpfige Kuh, und Tiervergleiche sind nie zulässig. Außer man schreibt Rattengedichte. "Oita Daggl" (alter Mann; Tirolerisch) passt nicht, weil der Herr Landeshauptmannstellvertreter ist nicht so alt. "Pleampl" (Einfaltspinsel) geht nicht, weil das ist nicht Tirolerisch. "Frechdachs" passt nicht, weil ein solcher ist liebenswürdig. "Macho" ist fad. "Lump" ginge vielleicht, aber der ist laut Duden gesinnungslos, und das passt ja auch wieder nicht.

Aber vielleicht braucht es all das Nachdenken gar nicht. "Schämen Sie sich", möchte man dem Landeshauptmannstellvertreter ganz altmodisch zurufen – und ihn danach nicht einmal mehr ignorieren. (Renate Graber, 9.6.2020)