Masken können die Gefahr, sich mit Keimen anzustecken, erhöhen, wenn sie so wie im Bild immer wieder unter der Nase getragen werden.

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Der deutsche Virologe Hendrik Streeck sieht den Einsatz von Schutzmasken im Alltag wegen der oft falschen Anwendung skeptisch. Die Leute würden sie in die Hosentasche knüllen, ständig angreifen und ungewaschen immer wieder verwenden, sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Das ist ein wunderbarer Nährboden für Bakterien und Pilze", so der Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik Bonn.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht das allgemeine Tragen von einfachem Mund- und Nasenschutz in der Öffentlichkeit weiter skeptisch. Sie hatte ihre bis dahin kritische Haltung gegenüber dem Tragen von Mundschutz in der Allgemeinbevölkerung zwar kürzlich geändert: Selbstgemachte Masken aus Stoff oder solche aus dem Supermarkt seien durchaus empfehlenswert in öffentlichen Verkehrsmitteln, Geschäften und anderen Einrichtungen, wo ein Abstand von mindestens einem Meter nicht eingehalten werden könne, heißt es in einer veröffentlichten Empfehlungen.

Zwischen Kinn und Mund

Die Organisation warnte aber erneut, dass solche Masken das Risiko einer Ansteckung auch erhöhen können – etwa wenn die Masken oft angegriffen oder zeitweise nach unten ans Kinn und dann wieder über Mund und Nase gezogen würden. Außerdem könne ein falsches Sicherheitsgefühl die Träger veranlassen, weniger oft die Hände zu waschen oder weniger Abstand zu halten. Die Masken machten nur Sinn, wenn sie sachgemäß verwendet und alle anderen Vorgaben eingehalten werden, so die WHO.

Die Masken sollten demnach aus drei Schichten bestehen: einer inneren etwa aus Baumwolle, einer zweiten aus einem thermoplastischen Kunststoff wie Polypropylen und einer äußeren aus Polyester. Sie sollten nur mit sauberen Händen und nur an den Halterungen angegriffen und einmal am Tag bei mindestens 60 Grad oder in einer verdünnten Chlorlösung gewaschen werden. Medizinische Masken seien sinnvoll für Mitarbeiter im Gesundheitswesen, Covid-19-Patienten sowie ihre Pflegekräfte und Menschen ab 60 oder gesundheitlich Vorbelastete, hieß es von der WHO auch.

Standpunkt Hygiene

"Eine Maske schützt nur bedingt", sagt auch Miranda Suchomel vom Institut für Hygiene der Medizinischen Universität Wien. Viren sind sehr klein und dringen durch die hellgrünen OP-Masken hindurch. Eine Maske, die Viren erfolgreich abwehrt, muss sehr engmaschig sein.

In diese Kategorie fallen ausschließlich Modelle mit der Bezeichnung FFP3 (Filtering Face Piece 3). Solche schützen, wenn sie richtig sitzen, vor Tröpfchenaerosolen oder auch Mikroorganismen wie Viren, Bakterien und Pilzsporen. Sie zu tragen sei allerdings äußerst unangenehm, weiß Suchomel, weil das Atmen damit sehr beschwerlich ist.

"Sie filtern die Luft extrem, manche bekommen schlecht Luft," sagt sie und kritisiert, dass Privatpersonen sie deshalb meist falsch anwenden, etwa nur über den Mund und nicht über die Nase ziehen. "Das führt Masken als Maßnahme ad absurdum." Allgemein seien Masken ein Mittel gegen die Infektionsangst. "Es ist psychologisch", betont Suchomel. (red, 10.6.2020)