Die Auswirkungen der Krise werden die verletzlichsten Teile der Gesellschaft überproportional treffen, so die OECD.

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Paris/Wien – Bis Ende 2021 werden die weltweiten Einkommensverluste im Rahmen der Corona-Pandemie größer sein als in jeder anderen Rezession der letzten hundert Jahre mit Ausnahme des Zweiten Weltkriegs. Es ist mit äußerst schweren, lang anhaltenden Folgen für Menschen, Unternehmen und Staaten zu rechnen, schreibt die OECD in ihrer Wirtschaftsprognose. Die Weltwirtschaft dürfte um sechs Prozent schrumpfen.

Die Wirtschaftsleistung Österreichs dürfte um 6,2 Prozent schrumpfen. Kommt es im Herbst zu einer zweiten Welle der Corona-Pandemie, könnte das Minus sogar 7,5 Prozent betragen.

Die Erholung nach der Krise werde nur schleppend erfolgen, die Auswirkungen werden die verletzlichsten Teile der Gesellschaft überproportional treffen. "Solange weder ein Impfstoff noch ein wirksames Medikament allgemein verfügbar ist, müssen die Politikverantwortlichen in aller Welt einen Drahtseilakt vollführen", so die OECD. Wirtschaftszweige, die von Grenzschließungen betroffen sind oder einen engen physischen Kontakt voraussetzen, wie Tourismus, Unterhaltungsbranche, Reiseverkehr und Gastgewerbe, werden jedoch nicht wieder wie zuvor arbeiten können. Zudem werden selbst Tests, Kontaktnachverfolgung und Isolierung der Infizierten möglicherweise nicht ausreichen, um eine zweite Infektionswelle zu verhindern. Deshalb hat die OECD erstmals in ihrer Geschichte mit zwei Szenarien gearbeitet – mit und ohne zweite Welle.

Es braucht Vertrauen

Überall hat der Lockdown die Ungleichheit innerhalb der Erwerbsbevölkerung verstärkt: Zumeist sind es die höher Qualifizierten, die von zu Hause aus arbeiten können, während die am geringsten Qualifizierten und die Jüngeren häufig diejenigen sind, die an vorderster Front stehen, die ihrer Arbeit nicht nachgehen können oder die entlassen werden. Unterschiede bei der sozialen Absicherung verstärken diese Effekte. Nur mit mehr Vertrauen wird die Erholung Fahrt aufnehmen – und Voraussetzung für dieses Mehr an Vertrauen ist globale Zusammenarbeit, meint die OECD.

Für die Wirtschaft der Eurozone sagt die Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit einen Rückgang um 9,1 Prozent voraus, mit zweiter Welle sogar um 11,5 Prozent. Das durchschnittliche Defizit dürfte auf 9,2 Prozent steigen, mit zweiter Welle auf fast 11 Prozent. Auch 2021 wird das Defizit noch über fünf Prozent liegen. Die Verschuldung wird über 100 Prozent steigen. In der Eurozone sind Frankreich, Italien und Spanien mit jeweils gut 11 Prozent Wirtschaftsrückgang besonders hart getroffen, sollte es eine zweite Pandemiewelle geben, geht die OECD in diesen Ländern von einem Rückgang um 14 Prozent aus.

Abgesehen davon prognostiziert die OECD – noch ohne zweite Pandemiewelle – einen Rückgang der Wirtschaft für Japan um 6 Prozent, für die USA um 7,3 Prozent und für China um 2,6 Prozent. Mit zweiter Welle würde die Wirtschaftsleistung um weitere 1,5 bis 2 Prozentpunkte stärker zurückgehen. Auch Schweden, das einen deutliche liberaleren Umgang mit der Pandemie pflegt, muss sich laut OECD heuer auf einen Rückgang der Wirtschaft um 6,7 Prozent einstellen, 2021 wird das Wachstum mit 1,7 Prozent das schwächste im der OECD sein. (APA, 10.6.2020)