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US-Teamtorhüter Zack Steffen regt dazu an, die Stimme zu erheben. "Wir können damit wirklich Veränderungen herbeiführen und die Welt zu einem besseren Ort machen."

Foto: AP/ Martin Meissner

Düsseldorf/Berlin – Zack Steffen wuchs behütet bei seiner weißen Mutter und seinem weißen Stiefvater auf, Rassismus erlebte er nur selten direkt. Trotzdem wühlen ihn die aktuellen Ereignisse in seiner Heimat USA auf. Der Torhüter von Fortuna Düsseldorf kämpft für die Protestbewegung "Black Lives Matter", aus dem fernen Deutschland erhebt er seine Stimme. Und andere sollen es ihm gleichtun.

Er wolle "jeden Sportler ermutigen, seine Plattform zu nutzen, um die Stimme zu erheben und offene Diskussionen mit den Fans oder anderen Profisportlern anzuregen", sagt der 25-Jährige im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst. "Wir können damit wirklich Veränderungen herbeiführen und die Welt zu einem besseren Ort machen."

Bilder wecken Emotionen

Die aktuellen Bilder aus den USA, die friedlichen Proteste, aber auch die Ausschreitungen und die Polizeigewalt, wecken beim US-Teamtorhüter "viele Emotionen". Das Schicksal von George Floyd, der am 25. Mai in Minneapolis verstarb, nachdem ein weißer Polizist minutenlang auf seinem Hals kniete, sei "einfach unmenschlich", urteilt Steffen: "Ich bin stolz, Amerikaner zu sein. Aber einiges, was in den letzten Jahren von der Regierung gemacht wurde, ist für mich nicht Amerika, und das muss sich ändern."

Steffen spricht nicht direkt über Donald Trump, sein Bundesliga-Kollege Weston McKennie von Schalke 04 hat keine Probleme damit, das Problem beim Namen zu nennen. "In meinen Augen kann man ihn als rassistisch bezeichnen", sagt der US-Nationalspieler der "Sport Bild". Er denke nicht, "dass Trump der Richtige für den Job des Präsidenten" sei. McKennie war Ende Mai gegen Werder Bremen mit Trauerflor mit der Aufschrift "Justice for George" aufgelaufen.

Zeichen setzen

Solche Aktionen – genau wie das jüngste Knien der Bundesliga-Teams am Mittelkreis – sind für den zurzeit verletzten Steffen die richtigen Zeichen. "Wir brauchen jeden einzelnen Spieler, der aufsteht und die Stimme gegen Rassismus und generell gegen Hass erhebt", sagt der von Manchester City an Fortuna verliehene Profi: "Wir sind alle auf der gleichen Seite und wollen das stoppen. Genug ist genug."

Er selbst habe zwar "nicht viele Berührungspunkte" mit Rassismus gehabt, "aber es gab da in verschiedenen Spielen schonmal Fangesänge in diese Richtung". Seine Reaktion? Weghören. "Diese Leute wollen dich einfach nur fertig machen", sagt Steffen. Seine Eltern seien "persönlich beschimpft" und sogar "geschlagen" worden, "in solchen Momenten fühlt man sich sehr wertlos und schwach".

Botschaft

Steffen hat eine Botschaft an hellhäutige Menschen. "Öffnen Sie Ihr Herz und Ihre Ohren, seien Sie offen für alles. Stehen Sie einfach an unserer Seite, gehen Sie mit zu Protesten und lesen Sie Bücher über schlimmen Rassismus", sagt er: "Wir brauchen auch Ihre Hilfe, wir brauchen auch Sie als Sprachrohr. Wir können das nur alle gemeinsam schaffen." (sid, 10.6.2020)