Pierre Nkurunziza starb mit 55 an einem Herzinfarkt.

Er hatte alles so schön eingefädelt. Nachdem ihm seine Partei, der "Nationale Rat für die Verteidigung der Demokratie / Kräfte für die Verteidigung der Demokratie" (CNDD-FDD), partout keine weitere Amtszeit ermöglichen wollte, ließ Burundis Staatschef Pierre Nkurunziza noch schnell ein Gesetz über ein stattliches Abfindungspaket durchs Parlament peitschen. Darin enthalten: neben der lebenslangen Pension auch die einmalige Zahlung von mehr als einer halben Million US-Dollar, der Bau einer neuen Villa sowie ein Spesenkonto, das sieben Jahre lang dem Gehalt des Vizepräsidenten, für den Rest seines Lebens dem Gehalt eines Abgeordneten entspricht. Mit seinen 55 Jahren konnte der bekennende Christ einem komfortablen Ruhestand entgegenblicken. Und dann das.

Zehn Wochen vor seinem Amtsabtritt – der Nachfolger ist bereits gewählt – erlag Pierre Nkurunziza am Montag einem Herzinfarkt. Ausgerechnet der trainingsbegeisterte einstige Sportlehrer, der sich sogar einen eigenen Fußballklub gehalten hatte: den "Halleluja FC". Mit diesem trat er hin und wieder auch selbst auf. Dann wies der Trainer den Rest der Spieler an, vor dem Tor nicht etwa selbst zu schießen, sondern den Ball dem rundlichen Spieler mit der Nummer 9 zuzuspielen. Auf diese Weise vermehrte sich gelegentlich der Ruhm des Präsidenten, der diesen aber stets großzügig an eine höhere Instanz weiterleitete. Nkurunziza stand nämlich weder zufällig auf dem Fußballplatz, noch war er zufällig ins höchste Regierungsamt gekommen: Kein Geringerer als Gott soll ihn eingesetzt haben. Aus dem burundischen Motto "Einheit, Arbeit, Entwicklung" machte er vergangenes Jahr "Gott, König, Burundi". Der König war natürlich er.

Weitere Amtszeit

Dabei hätte der einstige Rebellenchef seine Heimat nach dem Friedensschluss im Bürgerkrieg 2005 zehn Jahre später fast in den nächsten Bruderkrieg gestürzt. Am Ende seiner zweiten Amtszeit wollte der Präsident damals trotz einer einschlägigen Bestimmung der Verfassung nicht abtreten. Mit der Begründung, die erste Amtsperiode zähle nicht, planierte er sich gegen alle Widerstände den Weg zur Fortsetzung seiner Präsidentschaft frei. Es folgten Straßenproteste, die der Staatschef mit Waffengewalt unterdrücken ließ, ein gescheiterter Putsch, weit über tausend Toten sowie die Flucht von weit mehr als 400.000 Menschen. International isoliert, musste Nkurunziza mitansehen, wie sein bettelarmes Land ohne Entwicklungshilfe noch bettelärmer wurde. Schließlich verstand zumindest seine Partei, dass Nkurunzizas Stunde geschlagen hatte – auch wenn dieser die Verfassung längst derart umformulieren ließ, dass er noch bis zum Jahr 2034 hätte amtieren können.

Außer seinem Goldenen Handschlag ließ sich Nkurunziza auch noch den Titel "Prophetischer Wegweiser" und schließlich "Ewiger Höchster Führer" zuerkennen. Mit seinem Tod wurde die Ewigkeit zum Segen der burundischen Steuerzahler nun allerdings drastisch verkürzt. (Johannes Dieterich, 10.6.2020)