Mit der neuen Teststrategie am Wiener AKH sind nicht alle einverstanden.

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Vor dem Feiertag konnte man den Eindruck haben, der Konflikt um die Coronavirus-Tests für Mitarbeiter des Wiener AKH sei beendet. Von einem Stopp der Tests sei nicht die Rede, ließ der Vorsitzende der AKH-Personalvertretung in der Daseinsgewerkschaft Younion, Wolfgang Hofer, per APA wissen: "Gemäß der von der Gesundheitsbehörde vorgegebenen Teststrategie" fänden die Untersuchungen weiterhin statt.

Doch damit verkündete der Vertreter der vom Wiener Gesundheitsverbund beschäftigten AKH-Mitarbeiter eine Entwarnung, der gar keine Warnung vorangegangen war. Von der Beendigung der Corona-PCR-Tests beim AKH-Personal sei nie die Rede gewesen, sagt Markus Pederiva, Sprecher des Wiener Gesundheitsverbunds.

Andere Kriterien

Nur teste man nun nicht mehr präventiv und flächendeckend – also unabhängig von konkreten Verdachtsfällen –, wie man es im AKH seit Mitte April getan hatte, sondern entsprechend den bundesweit geltenden Regeln immer dann, wenn es einen Corona-Verdachtsfall bei direkten sowie indirekten Kontaktpersonen, die davor vorsorglich in Privatquarantäne geschickt wurden, gebe.

Genau diese Änderung jedoch hatte zu dem Konflikt im größten österreichischen Krankenhaus geführt – und dieser ist laut dem Betriebsratsvorsitzenden des dortigen wissenschaftlichen Personals der Medizinischen Universität Wien, Johann Kastner, noch nicht ausgestanden. Flächendeckende Pooltestungen, bei denen, um asymptomatisch infizierte Mitarbeiter zu finden, Abstriche von je zehn Personen zusammen untersucht werden, seien "gerade in einer derart großen Gesundheitseinrichtung in einer Großstadt wie Wien anempfohlen. Wir halten das für extrem sinnvoll", sagt Kastner.

Aus kam "ohne Rücksprache"

Auch seien Ärzte und wissenschaftliches Personal "vor einer Woche plötzlich und ohne vorherige Rücksprache" mit dem Ende der bisherigen Teststrategie konfrontiert worden. Die breiten Testungen würden zu teuer kommen.

Letzteres weist Gesundheitsverbund-Sprecher Pederiva zurück. Nicht die Kosten, sondern der Aufwand sei zu hoch gewesen: "In einer Situation, in der die Infektionszahlen so stark sinken, macht eine flächendeckende Testung keinen Sinn mehr." Auch hätten die im Abstand mehrerer Wochen stattfindenden Abstriche "in die Belegschaft einige Unruhe gebracht". (Irene Brickner, 12.6.2020)