Viele Anbieter setzen jetzt auf Trainings im Freien.

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Die Wiener Spinning-Studios von Supercycle bleiben weiterhin geschlossen. Stattdessen werden die schweißtreibenden Rad-Einheiten am Ergometer seit kurzem am Donaukanal abgehalten, wo sich nun mehrmals täglich Kursteilnehmer gemeinsam abstrampeln. Die Anweisungen des Trainers oder der Trainerin ganz vorne am Rad hören sie mittels App und Kopfhörern von ihrem eigenen Handy. Immer wieder bleiben Passanten stehen und schauen verwundert zu.

"Das Feedback war sehr gut", erzählt Rhana Loudon, eine der beiden Geschäftsführerinnnen von Supercycle, von ihren Kursen an der frischen Luft. "Ich habe das Gefühl, dass die Leute schon froh sind, wenn man überhaupt etwas anbietet." Während des Lockdowns startete man bei Supercycle auch mit Onlineklassen, die Räder wurden vorübergehend an Kundinnen und Kunden verliehen.

Ein großer Nachteil der Outdoor-Einheiten: Bei schlechtem Wetter müssen sie abgesagt werden. Und spätestens im Herbst wird es schwierig werden. Dann möchte man auch bei Supercycle den Schritt zurück in die Studios wagen. Allerdings werde es dort mit den Abstandsregeln schwierig, kostendeckend zu agieren, so Loudon.

Vor gut zwei Wochen durften Fitnessstudios in Österreich nach mehr als zwei Monaten wieder öffnen. Allerdings unter Auflagen. So müssen zwei Meter Abstand gehalten werden und beim Check-in sowie in den Umkleideräumen Masken getragen werden. Die Auflagen würden von den Kundinnen und Kunden ohne Murren akzeptiert, erzählen Fitnessanbieter dem STANDARD unisono. Mit Montag wird die Maskenpflicht aber gelockert. Die Branche hofft damit auf einen weiteren Schritt in Richtung Normalität.

Boxstudio geschlossen

Die beiden Backyard-Boxclubs in Wien haben aber weiterhin geschlossen. Ein sinnvoller Betrieb sei mit den Abstandsregeln derzeit nicht möglich, sagt Geschäftsführer Leopold Quell: "Und wir wollen uns in keinen Graubereich begeben." Quell hofft aber, dass er im Juli wieder aufsperren kann. Einen genauen Termin weiß er noch nicht.

Mit der Corona-Krise hat man auch bei Backyard begonnen, Onlinetrainings anzubieten. Seit kurzem gibt es einmal pro Woche zusätzlich ein Gratistraining im Freien. Derzeit gibt es jedoch statt des Boxtrainings mit einem Partner nur Schattenbox-Elemente ohne jeden Körperkontakt. "Unsere Online- und Outdoor-Kurse kommt so gut an, dass wir sie fix weiter anbieten werden", so Quell. Teilweise würden online bis zu 100 Menschen mittrainieren.

Was ihm dabei aufgefallen ist: Der Frauenanteil bei Onlinetrainings liegt bei 70 bis 80 Prozent – und damit noch einmal deutlich höher als bei regulären Einheiten in den Studios. "Offensichtlich gibt es viele Frauen, die es nicht stört, dass beim Boxen derzeit kein Körperkontakt möglich ist", schlussfolgert Quell. "Wir nehmen positiv aus der Krise mit, dass wir das verstanden haben."

Nun würden aber auch langsam die Anfragen für Mitgliedschaften wieder steigen, so Quell, "aber noch nicht auf das Niveau vor der Krise", und Mitglieder würden auch immer öfter fragen, wann es im Studio endlich wieder losgeht. Für die Kurse wird es künftig aber ein Anmeldesystem brauchen, so Quell. Durch die Abstandsregeln werden weniger Menschen Platz haben als zuvor. Und ob sich die Einstellung der Menschen zu Sportarten mit viel Körperkontakt – wie eben Boxen – nach Corona verändert hat, werde sich zeigen: "Das ist absolut möglich. Es wird sicher Menschen geben, denen das zu heikel ist", so Quell.

Zum Socializen ins Studio

Onlinekurse wurden während des Lockdowns auch bei den beiden Wiener Fitnessstudios von Manhattan Fitness angeboten. Man habe damit aber wieder aufgehört, sagt Geschäftsführer Dennis Felsinger: "Den Leuten geht es um das Socializing, daher gehen sie ins Fitnessstudio."

Die gesetzlichen Vorgaben zur Wiedereröffnung seien für die Fitnessstudios sehr schwammig gewesen, kritisiert Felsinger. In seinen Studios gebe es aber so viel Platz, dass das Abstandhalten kein Problem sei. Einige Cardiogeräte mussten allerdings gesperrt werden, und in die Saunakabinen dürfen jetzt nur noch zwei Personen hinein. "Das wird eingehalten", so Felsinger. Mit Maske trainieren würden die Kunden aber nicht, "die trägt keiner freiwillig an den Geräten". (Franziska Zoidl, 13.6.2020)