Die wirklich guten Ideen kommen einem oft erst in der analogen Interaktion mit anderen.

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Unlängst hatte ich einen Albtraum. Es war der Sommer 2021, die Stadt war brütend heiß – und ich saß immer noch im Homeoffice. Ich hatte nach wie vor weder Schreibtisch noch dazugehörigen Sessel – und das war nicht einmal das Schlimmste an dem Traum. Denn kurz bevor ich in meinem Homeoffice – also im Schlafzimmer – aufschreckte, realisierte ich, dass ich im Homeoffice vergessen worden war. Die Kolleginnen und Kollegen waren längst wieder ins gute alte Großraumbüro zurückgekehrt. Nur mir hatte es niemand gesagt!

Alles nur ein Traum, beruhigte ich mich. Denn jetzt ist erst der Frühsommer 2020, das Wetter, das ich aus meinem Schlafzimmer- bzw. Bürofenster halt so mitbekomme, eh nur mittelprächtig – und viele, die ich kenne, arbeiten weiterhin daheim. Nur meine Mitbewohner sind seit kurzem zurück im echten Leben. Ich bin also wieder allein zu Hause, muss mich nicht mehr um den letzten Schokokeks streiten und habe freie Platzwahl. Daher mein Traum, analysierte ich noch im Halbschlaf. Freud wäre stolz auf mich.

Mehr als nur ein Schreibtisch

Corona hat gezeigt, dass Homeoffice funktioniert. Aber vielen wurde klar, dass einem die wirklich guten Einfälle nicht auf der Wohnzimmercouch kommen, sondern in der – analogen – Interaktion mit anderen im Büro, also in Kaffeeküchen, auf dem Gang und in Meetingräumen. Die Erkenntnis, dass es zum Arbeiten mehr als nur einen Schreibtisch braucht, wird unsere Büros verändern. Und auch das Wissen, dass man für unterschiedliche Tätigkeiten – so wie zu Hause – zwischen unterschiedlichen Orten herumwechseln kann.

Früher oder später werden wir alle ins Büro zurückkehren. Sofern niemand daheim vergessen wird. Das, was wir im Homeoffice über neues Arbeiten gelernt haben, sollten wir aber auch nicht vergessen. (Franziska Zoidl, 12.6.2020)