Familienministerin Christine Aschbacher wählte die Auszahlung per Zange statt Konto

Foto: APA/Hochmuth

Wien – Ein Foto in der Kronen Zeitung, auf dem Familienministerin Christine Aschbacher (ÖVP) einem Baby per Zange einen Hunderter-Schein in die Hand drückt, hat vor zwei Wochen für viel Kopfschütteln gesorgt. Es habe sich um eine direkte Auszahlung aus dem neuen Familien-Härtefonds ihres Ministeriums gehandelt und das Baby habe eben spontan nach dem Geld gegriffen, rechtfertigte sich Aschbacher danach. Warum sie samt Fotograf ausgerechnet der abgebildeten Familie die Aufwartung machte, sagte sie allerdings nicht dazu. Wie der STANDARD erfuhr, hat sich die Ministerin für den inszenierten Geldsegen offenbar eine Familie mit frappierender Nähe zur ÖVP ausgesucht.

Schützenhöfer als Gast, Pressesprecher als Freund

Auf der Hochzeit des Paares war etwa der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) zugegen, der auf einem Foto unmittelbar neben den beiden steht. Christine Aschbacher kommt selbst aus Steiermark und ist dort seit Jugendtagen in der Volkspartei aktiv. Die Mutter des Babys war laut einem online abrufbaren Berufsprofil parlamentarische Mitarbeiterin bei der ÖVP-Abgeordneten Maria Rauch-Kallat, ihres Zeichens auch vormalige Frauenministerin. Der bei der baren Ausschüttung von Aschbachers Gnaden ebenfalls abgebildete Familienvater, der im Bereich Eventmanagement und Consulting unternehmerisch aktiv ist, hat wiederum kürzlich die Funktionärskonferenz des ÖVP-Wirtschaftsbundes organisiert. Auf Facebook sind beide Eheleute mit dem stellvertretenden Kabinettschef und Pressesprecher von Familienministerin Aschbacher befreundet.

Ministerium antwortet vage

Ob diese Verbindungen Zufall sein können? Aus Aschbachers Ministerium heißt es lapidar, dass es sich lediglich um eine Familie handle, die aus dem Härtefonds Geld bezogen habe. Der Rest sei Spekulation. Es liege hier entgegen dem Anschein keine steirische ÖVP-Connection vor. Zur Frage, ob es sich um jene Familie handelt, auf die der STANDARD bei der Recherche stieß, dazu gab das Ministerium auf Anfrage keine Stellungnahme ab.

Per Gesetz ist übrigens geregelt, dass die finanziellen Mittel aus dem Härtefonds "ausschließlich durch eine einmalige Überweisung" und nicht bar auf die Hand verteilt werden dürfen, wie es auf dem einschlägigen Foto von Aschbacher zu sehen ist. Das sieht man im Ministerium ebenfalls nicht so eng. "Das Foto war symbolisch gemeint", argumentiert ein Sprecher.

Neos kritisieren Inszenierung

Von den Neos kam am Freitagabend drastische Kritik an Aschbachers Inszenierung: "Während Tausende durch Corona in akute Not geratene Familien weiterhin von der Bundesregierung schmerzhaft im Stich gelassen werden und ebenso verzweifelt wie vergeblich auf Hilfe aus dem Familienhärtefonds warten, eilt die ÖVP-Ministerin höchstpersönlich zu Hilfe, wenn es um ihre Parteifreunde geht. Das ist eine unerträgliche Freunderlwirtschaft und ein Hohn für alle verzweifelten Familien, die oft gerade entscheiden müssen, ob sie ihre Miete bezahlen oder Essen kaufen!", erklärte Neos-Abgeordneter Michael Bernhard. (jan, ta, fsc, 12.6.2020)