"Ihr Land braucht Sie!" Für 900 Euro im Monat

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Es war eine große Überraschung, als die zuständige Ministerin Mitte März erstmals in der Geschichte den außerordentlichen Zivildienst ausrief. Die wenigsten wussten überhaupt, dass es diese Option gibt. Doch allzu gut fügte sich Elisabeth Köstingers (ÖVP) dramatischer "Ihr Land braucht Sie"-Appell an den juvenilen Heroismus in das Narrativ der nationalen Mobilmachung im Kampf gegen das Coronavirus, das die Regierung befördern wollte. Inhaltlich war die Entscheidung durchaus nachvollziehbar, denn zum damaligen Zeitpunkt schien eine personelle Aufstockung im Betreuungswesen sinnvoll.

Aber wie so oft, wenn sich Konservative in der pathetischen Feier des sozialen Idealismus ergehen, lauert die maue materielle Vergütung des Einzelnen nicht weit entfernt. Bei den Zivis trifft es vor allem und ausgerechnet jene 1500 jungen Männer, die zur Verlängerung ihres Dienstes an der Gesellschaft um drei Monate verpflichtet wurden und trotz minimaler Infektionszahlen bis Ende Juni weiterarbeiten müssen, während Freiwillige, die ja teurer sind, gar nicht mehr einberufen werden.

Trotz vielfacher Beschwerden der verlängerten Zivis will sich die Regierung bis jetzt nicht dazu bequemen, den erzwungenen Sondereinsatz samt durcheinandergewirbelter Lebensplanung ordentlich zu entschädigen. Lächerliche 900 Euro bekommen sie bestenfalls im Monat. Da darf man hoffen, vom Land besser nicht gebraucht zu werden. (Theo Anders, 13.6.2020)