Andrej Babiš und Innenminister Tomáš Petříček verkündeten die Ausweisung zweier russischer Diplomaten. Nun reagierte Moskau.

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Moskau/Prag – Als Reaktion auf die Ausweisung zweier russischer Diplomaten aus Tschechien weist Russland zwei tschechische Botschaftsmitarbeiter aus. Sie müssten das Land mit ihren Familien bis Mittwoch verlassen, teilte das russische Außenministerium am Montag mit. Auslöser der Spannungen ist ein auf falschen Geheimdienstinformationen beruhender Medienbericht.

Danach soll ein russischer Diplomat das tödliche Gift Rizin nach Tschechien geschmuggelt haben, um angeblich den russlandkritischen Prager Oberbürgermeister Zdeněk Hřib zu töten.

Erfundene Geschichte

Diese Geschichte stellte sich als erfunden heraus. Trotzdem wies Tschechien vor gut eineinhalb Wochen die russischen Diplomaten aus. Ministerpräsident Andrej Babiš hatte "von einem internen Kampf zwischen Mitarbeitern der russischen Botschaft in Prag" gesprochen. Der eine habe die falsche Information dem tschechischen Geheimdienst BIS gesteckt, um sich an dem anderen zu rächen.

Die Beziehungen zwischen Tschechien und Russland hatten sich zuletzt verschlechtert, weil die Prager Stadtverwaltung eine Statue für den Sowjetmarschall Iwan Konew entfernt. Zudem war der Platz vor der russischen Botschaft nach dem ermordeten Oppositionspolitiker Boris Nemzow umbenannt worden. Russland kritisierte das scharf.

Am Montag wurde der tschechische Botschafter in Moskau ins Außenministerium vorgeladen. Russland nannte danach die Anschuldigungen der Prager Regierung zu dem Rizin-Fall "absurd und unbegründet". Die Ausweisung sei eine Provokation gewesen, für die es keine Gründe gegeben habe. (APA, 15.6.2020)