Die Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana) ist ein Modellorganismus in der Biologie. An ihr haben Forscher nun die Wundheilung bei Pflanzen untersucht.

Foto: Dean Morley

Klosterneuburg – Die Frage, wie Pflanzen ihre Verletzungen heilen und Wunden wieder punktgenau mit Gewebe aufzufüllen, konnte nun ein österreichisches Forscherteam beantworten. Im Fachblatt "Pnas" zeigen die Wissenschafter, dass die Konzentration eines Wachstumshormons und die veränderte Druckverteilung in den Zellen um die Verletzung sozusagen als Platzanweiser fungieren.

Pflanzenzellen müssen sich entscheiden

Im Gegensatz zu Tieren und Menschen verfügen Pflanzen nicht über frei bewegliche Zellen im Blut, die bei einer Verletzung gezielt und rasch dort zum Einsatz gebracht werden können, wo die Wunde liegt. Ein Team um Jiri Friml und Lukas Hoermayer vom Institute of Science and Technology Austria (IST) Austria Klosterneuburg (NÖ) hat im Rahmen einer Untersuchung beobachtet, wie Wurzeln der Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana) die Reparatur von Verletzungen organisieren, nachdem die Wissenschafter ihnen diese mit einem Laser beigebracht hatten.

Unter dem Mikroskop konnten sie nachvollziehen, wie sich jede der an die Wunde angrenzenden Pflanzenzellen quasi entscheiden muss, sich entweder auszudehnen oder zu teilen. Nach welchen Kriterien sie das tun, war bisher nicht klar.

Koordination als Schlüssel zum Erfolg

Die Forscher fanden heraus, dass die Konzentration des Pflanzenwachstumshormons Auxin in jenen Zellen ansteigt, die die Wunde direkt berühren. Das erleichtere die Reaktion auf die Verletzung. Manipulierten die Wissenschafter nämlich die Auxin-Menge künstlich, entgleiste auch die Regeneration: So schlossen bei wenig Auxin zu wenige Zellen die Wunde, war mehr von dem Hormon im Spiel, kam es dagegen sogar zu tumorähnlichen, übermäßigen Wucherungen. "Nur die Koordination vieler Zellen im gesamten Gewebe führt zu so einer präzisen und lokalisierten Wundreaktion", so Hoermayer.

Als weiteren wichtigen Anhaltspunkt für die Heilung erwies sich die starke Veränderung der Druckverteilung im Gewebe durch das Fehlen der verletzen Zellen. Sorgten die Forscher nämlich trotz einer Wunde künstlich für Druckausgleich, schritt die Heilung nicht mehr so effizient voran. (red, APA, 3.7.2020)