Limux kehrt zurück. Und nicht einmal Microsoft hat was dagegen.

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Es ist ein bemerkenswerter Satz, den Softwarehersteller Microsoft da in einer aktuellen Stellungnahme tätigt: "Auch wir sind der Meinung: Open-Source-Lösungen werden ohne Frage einen wichtigen Beitrag zur digitalen Transformation der öffentlichen Hand leisten." Vor allem, wenn man bedenkt, worauf sich dieser bezieht – nämlich auf die Ankündigung der deutschen Großstädte München und Hamburg, dass man künftig verstärkt auf Open-Source-Software setzen will, um Abhängigkeiten von einzelnen großen Herstellern zu verhindern, womit natürlich der Windows-Hersteller gemeint ist.

Umdenken

Damit wird also klar: Microsoft will sich dem Open-Source-Umstieg der betreffenden Stadtverwaltungen nicht generell in den Weg stellten, wie heise.de festhält. Im Vergleich zu früheren Jahren offenbart sich hier ein massives Umdenken. Immerhin hatte Microsoft noch vor wenigen Jahren massiven Druck ausgeübt, um jegliche Berührungspunkte von öffentlichen Verwaltungen zu freier Software zu kappen. Legendär ist dabei etwa jene Episode aus dem Jahr 2003, als Microsoft-Boss Steve Ballmer extra seinen Skiurlaub in der Schweiz unterbrach, um München von einem Wechsel in Richtung Linux abzuhalten.

Neue Wege

Generell hat bei Microsoft in den vergangenen Jahren ein Umdenken in Fragen Open Source stattgefunden. Einst noch als "Krebsgeschwür" bezeichnet, hat man unter der Leitung des aktuellen Firmenchefs Satya Nadella einen deutlich pragmatischeren Zugang gefunden. Zuletzt hatte man sogar immer wieder einmal Liebeserklärungen in Richtung Linux und Open Source abgegeben. Mit Github betreibt Microsoft die wichtigste Entwicklungsplattform für freie Software, in der Azure-Cloud des Unternehmens laufen mittlerweile zu überwiegenden Teilen Linux-Systeme, und aktuelle Windows-Systeme liefern sogar selbst ein Linux-Subsystem mit eigenem Kernel mit.

Kooperation

Insofern ist der neue Pragmatismus von Microsoft auch schlicht eine Anpassung an die Realität, nämlich dass man den lange geführten Kampf gegen freie Software nicht gewinnen wird. Entsprechend setzt man auf Kooperation. Und hier liegt wohl auch die Hoffnung bei dem Unternehmen: dass man nicht komplett aus den Stadtverwaltungen fliegt, sondern zumindest gewisse Services weiter zuliefern kann. (apo, 16.6.2020)