Die deutsche "Corona-Warn-App" verzichtet auf zentrale Datenspeicherung und gilt daher als relativ unbedenklich, was Datenschutz angeht.

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Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warnt vor Corona-Apps in mehreren Ländern. Die verwendeten Apps in Bahrain, Kuwait und Norwegen seien "höchst aggressive Überwachungsinstrumente, die weit über das hinausgehen, was bei den Bemühungen zur Bekämpfung von COVID-19 gerechtfertigt ist", kritisierte der Leiter des Security Lab von Amnesty International Claudio Guarnieri am Montag.

Die Menschenrechtsorganisation hat Handy-Apps zur Kontaktverfolgung in Europa, im Nahen Osten und in Nordafrika untersucht. Elf Apps aus Algerien, Bahrain, Frankreich, Island, Israel, Katar, Kuwait, dem Libanon, Norwegen, Tunesien und den Vereinigten Arabischen Emiraten wurden technisch analysiert und erwiesen sich laut einer Aussendung als problematisch bis gefährlich für die Menschenrechte.

Massenüberwachungsinstrumente

Die invasivsten Covid-19-Apps haben demnach Bahrain, Kuwait und Norwegen eingeführt. Die Apps "BeAware Bahrain" aus Bahrain, "Shlonik" aus Kuwait und "Smittestopp" aus Norwegen hätten sich als alarmierende Massenüberwachungsinstrumente herausgestellt, so Amnesty. Sie alle würden aktiv eine Live- oder Beinahe-Live-Ortung der Standorte von Nutzern durch das häufige Hochladen von GPS-Koordinaten auf einen zentralen Server durchführen. Damit würden die Bewegungsprofile der Nutzer in Echtzeit erfasst.

Die App "EHTERAZ" von Katar könne optional die Standorte aller oder auch nur bestimmter Nutzer in Echtzeit orten. Die Behörden dieser Länder könnten diese vertraulichen persönlichen Daten leicht einer Person zuordnen, da sich die Nutzer in Katar, Bahrain und Kuwait mit einer nationalen ID-Nummer registrieren lassen müssen, in Norwegen mittels Telefonnummer, so Amnesty. Norwegen hat nach massiver Kritik seine App mittlerweile gestoppt. Ähnliche Schritte fordert Amnesty auch von Bahrain, Kuwait und Katar.

Auch Kritik an französischer App

Weniger Risiko einer Massenüberwachung besteht laut Amnesty bei Corona-Apps aus Ländern wie Frankreich, Island und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Diese verwenden zwar ebenfalls ein zentralisiertes Modell, aber Informationen über Kontakte zwischen den Geräten würden nur dann hochgeladen, wenn Nutzer freiwillig oder auf Anfrage der Gesundheitsbehörden melden, dass sie unter Symptomen leiden.

Corona-Apps wie jene in Österreich, Deutschland, Irland oder der Schweiz beurteilt die NGO als weniger bedenklich aus Datenschutzsicht, daher wurden diese Apps nicht technisch überprüft. Die Apps verwenden laut Amnesty "ein weitaus weniger aggressives, dezentralisiertes Modell der Bluetooth-Kontaktverfolgung". Die Daten werden nicht in einer zentralen Datenbank, sondern auf den Handys der Nutzer gespeichert.

Andere Länder, wo laut Berichten problematische Apps im Einsatz sind, wie China, Äthiopien und Guatemala, wurden nicht untersucht. (APA, 16.06.2020)