Johann Gudenus und Heinz-Christian Strache wollen auf Ibiza nur betrunken fantasiert haben. Ein Zwischenbericht der Soko Tape legt nahe, dass das nicht stimmt.

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Wien – Ein zwei Wochen alter Zwischenbericht der Soko Tape bringt neue Erkenntnisse über konkrete Verhandlungen zwischen dem damaligen FPÖ-Politiker Johann Gudenus und den Ibiza-Lockvögeln – und zeigt, dass die Behörde doch nicht das gesamte Videomaterial aus der Finca hat. Darüber berichtet der "Kurier". "Spiegel" und "Süddeutscher Zeitung" dürften also Teile des Videos vorliegen, die die Ermittler nicht haben, heißt es in dem Bericht.

Ebenfalls brisant sind Erkenntnisse der Ermittler über Treffen zwischen Gudenus und dem Lockvogel im Vorfeld des geschichtsträchtigen Abends auf Ibiza. Der Polizei liegen demnach Video- und Audiomitschnitte eines Termins vor, in denen Gudenus über die Funke-Gruppe und die "Kronen Zeitung" spricht. Bei anderen Treffen sollen bereits konkrete Vertragsverhandlungen geführt worden sein. Das widerspricht der Verteidigungsstrategie von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Gudenus, die stets behauptet hatten, auf Ibiza unter Alkoholeinfluss lediglich geprahlt und fantasiert zu haben.

Gescheiterte Falle für Strache

Offenbar haben die Videomacher schon vor Ibiza versucht, auch Strache in die Falle zu locken: In einem Hotel in Wien seien bereits versteckte Kameras installiert gewesen, Strache erschien kurzfristig doch nicht zu dem vereinbarten Treffen.

Die zwei kurzen Videos, die die Ermittler gemeinsam mit dem restlichen Material gefunden haben, sollen Gudenus zudem beim Konsum von Kokain zeigen, der "Kurier" hat Bilder davon veröffentlicht. Der frühere FPÖ-Klubchef dürfte demnach laut "Kurier" erpressbar gewesen sein. Gudenus' Anwalt Heinz-Dietmar Schimanko dementierte das zunächst: "Selbst wenn es so wäre, wäre das sein höchstpersönlicher Lebensbereich. Dazu gibt es nichts weiter zu sagen, er hat sich auch regelmäßig auf Drogen testen lassen, weil es entsprechende Gerüchte gab. Gudenus hat stets festgestellt, dass er kein Kokain konsumiert", wird Schimanko im "Kurier" zitiert. Gegenüber der "Krone" räumte Gudenus inzwischen allerdings einen möglichen Eigenbrauch ein, die Sache sei für ihn aber "Schnee von gestern".

Opposition fordert Auflösung der Soko

Die Oppositionsparteien üben weiter scharfe Kritik an der Soko und fordern die Auflösung der Soko und stattdessen eine "unabhängige und kompetente Einheit". Der Zwischenbericht der Soko Ibiza liegt dem Untersuchungsausschuss im Parlament nicht vor. Man habe aber bereits einen ergänzenden Beweisbeschluss gefasst, dass man die Rohdaten der Soko will, erklärte NEOS-Fraktionsführerin Stephanie Krisper. Dass sich die Soko zunächst feiern lasse, dann aber anscheinend doch nicht das gesamte Videomaterial hat, sei "erbärmlich und peinlich", spricht Krisper von einer "Blamage".

Eine "einzigartige Groteske" ortet auch SPÖ-Fraktionsführer Kai Jan Krainer. "Das ist ja alles absurd." Er habe den Eindruck, dass das ÖVP-geführte Innenministerium und Teile der Justiz die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft von Informationen abschnitten. "Die 'Soko Tape' ist in der Form nicht mehr haltbar", betonte auch FPÖ-Fraktionsführer Christian Hafenecker, diese müsse "sofort aufgelöst und neu aufgestellt" werden. (red, 17.6.2020)