Achtung: nicht vor der Exekutive die Winde loslassen!

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Laut einer aktuellen Studie des Statistischen Zentralamts für eh irgendwie alles lässt der Mensch im Durchschnitt 14-mal am Tag einen fahren. Man könnte sagen, Schas, und typisch Österreich. Im Wesentlichen hat das aber nichts mit einer speziellen heimischen Befindlichkeit, sondern mit dem überall zu beobachtenden menschlichen Bedürfnis zu tun, neben dem Schnitzel auch die gleichzeitig aus reiner Gier mitinhalierte heiße Luft wieder loszuwerden. Verdauung, langweilig wird sie nie.

In der besagten Studie wird zwar nicht erhoben, ob es sich beim durchschnittlichen Schas einerseits um einen gepflegten, der Entspannung dienenden, einen genießerischen, weltumarmenden, andererseits einen zornigen, aufsässigen oder einen jener gefürchteten Donnerpfürze handelt, die im Rahmen der Verdauung nach zu viel Wirtshaus in die Welt krachen oder als "falsche Freunde" mit Begleitmaterial still und heimlich in die Welt flutschen. Sprich: Bohnen und Linsen, ein Furz in die Binsen. Rotwein und Wodka, auf dem Klo, da hockt er.

Heiße Luft und Bundesadler

Wie jetzt Österreich, die heimische Zeitung für viele bunte Bilder, Krawallnachrichten und jede Menge heiße Luft, exklusiv berichtete, wurde in Wien gerade ein Mann von der Polizei genau dafür abgestraft, dass er im Angesicht der Staatsmacht im Rahmen einer Amtshandlung wortwörtlich einen fahren ließ. Offensiv. Sozusagen vor dem Bundesadler. Der wendet seinen Kopf nicht ohne Grund seitlich ab. Die ungewöhnliche Kommunikationstechnik kostete wegen des angeblich obstrukten Grundgedankens – ein Schas ist schließlich kein Schas nicht! – erstaunliche 500 Euro Strafe. Lustig, 500 Euro Bußgeld scheinen sich auch angesichts des unerlaubten Sitzens auf einer Parkbank während der Corona-Krise mittlerweile durchzusetzen.

Tourismuswerbung mit vollen Hosen

Unverschämt, wenn man bedenkt, dass es immer wieder Situationen im Leben gibt, in denen der Mensch spontan und aus reiner Not einfach loslassen können will – und muss. Ein Nebbich andererseits, wenn man bedenkt, dass es diese jüngste heimische Blähung immerhin bis in internationale Zeitungen wie den britischen Guardian schaffte. Der schrieb zu dieser Straftat recht anschaulich: "Let go a massive intestinal wind apparently with full intent".

Angesichts darniederliegender Tourismuszahlen, die nicht einmal noch ausländische Besucher zu den bemalten Totenschädeln nach Hallstatt oder den grünen Bergwiesen von Ischgl locken, ist das allerdings eine unbezahlbare Werbung für das Wiederhochfahren der heimischen Willkommenskultur. Vielleicht könnte man ja Schloss Schönbrunn oder zumindest die besser durchlüftete Gloriette als Sisis Palast der Winde vermarkten. Wien, die Stadt, die kein Schas ist. Falls Sie Schutzmasken verwenden wollen: sehr gern! (Christian Schachinger, 17.6.2020)