Seit 2006 ist die mexikanische Armee für die Bekämpfung der Drogenkartelle in dem lateinamerikanischen Land zuständig.

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Mexiko-Stadt – Unbekannte sind in Mexiko in das Zuhause eines Bundesrichters eingedrungen und haben ihn und seine Ehefrau erschossen. Der Vorfall ereignete sich am Dienstag in der westmexikanischen Stadt Colima, wie Mexikos Generalstaatsanwaltschaft mitteilte.

Der Richter Uriel Villegas Ortiz hatte bei Strafverfahren den Vorsitz geführt, in die Rubén Oseguera González alias "El Menchito", der Sohn des berüchtigten Kartell-Chefs Nemesio Oseguera Cervantes ("El Mencho"), involviert war. Colima zählt zu den am stärksten von der Gewalt betroffenen Gebieten.

El Menchito ausgeliefert

Oseguera González wurde im Februar an die USA ausgeliefert. Sein Vater, Chef des mächtigen Kartells Jalisco Nueva Generación (CJNG), ist wegen Drogenhandels in die USA und Morden in Mexiko einer der meistgesuchten Verdächtigen in den zwei Ländern. Das US-Außenministerium hat zehn Millionen Dollar (8,84 Mio. Euro) für Informationen ausgelobt, die zu seiner Festnahme führen. Vor wenigen Tagen verbreiteten sich in Mexiko Berichte, Sicherheitskräfte hätten "El Mencho" getötet. Staatspräsident Andrés Manuel López Obrador wies dies am Montag zurück.

Den Angriff auf Villegas Ortiz und seine Frau überlebten die zwei kleinen Töchter des Paares sowie eine Haushaltsangestellte. Medienberichten zufolge fielen dabei rund 20 Schüsse.

Kein Ende der Gewalt trotz Corona

Die Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie haben die Gewalt in Mexiko bisher nicht gebremst. Im Gegenteil: Mit 3.000 Morden war der März dieses Jahres der blutigste Monat seit dem Amtsantritt der Regierung von Obrador. Im vergangenen Jahr wurden in Mexiko fast 100 Mordopfer pro Tag registriert. Seit 2006 ist die mexikanische Armee für die Bekämpfung der Drogenkartelle zuständigt, seitdem wurden nach offiziellen Angaben insgesamt rund 275.000 Menschen ermordet.

Die Gewalt geht zu einem großen Teil auf das Konto von Kartellen und Banden, die in Drogenhandel, Entführungen und Erpressung verwickelt sind. Oft haben die Verbrecher Verbindungen zu örtlichen Sicherheitskräften. Die meisten Verbrechen in Mexiko werden nie aufgeklärt, geschweige denn geahndet. Viele Richter erhalten Personenschutz. (APA, 17.6.2020)