Das Purtschellerhaus, von der österreichischen Seite aus gesehen.

foto: thomas neuhold

Das Purtschellerhaus liegt am Eckerfirst vor der Ostwand des Hohen Göll.

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Drüben blau-weiß, hüben rot-weiß-rot.

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Stiegensteigen am bayerischen Weg.

foto: thomas neuhold

Blick von der Hüttenterrasse nach Osten in das Salzachtal und in die Osterhorngruppe.

foto: thomas neuhold
Illustration: Der Standard

Corona brachte auch einen Rückfall in nationalstaatliche Grenzregime: gesenkte Schlagbäume, bewaffnete Soldaten an der Grenze zwischen Deutschland und Österreich, Grenzschützer, die auch verirrten Wanderern empfindliche Strafen aufbrummten. Am Purtschellerhaus am Fuß des Hohen Göll hoch über dem Salzachtal nahm man diesen Backlash aber gelassen und wechselte im Minutentakt weiterhin von Deutschland nach Österreich, von Bayern nach Salzburg und retour.

Hier am Eckerfirst auf 1.692 Meter Seehöhe verläuft nämlich die Grenze fast exakt durch die Hüttenmitte. Hüben Kuchl – drüben Berchtesgaden, und das Haus ist sowohl über einen deutschen als auch über einen österreichischen Weg erreichbar.

Nazis und Holocaust-Überlebende

Naheliegend, dass in der Geschichte der Grenzverlauf durch die 1900 erbaute Hütte wiederholt von großer Bedeutung war. So diente beispielsweise nach 1933, als das austrofaschistische Regime die nationalsozialistische Konkurrenz verboten hatte, das Purtschellerhaus als wichtige Route für die Illegalen, um sich aus Österreich "ins Reich" abzusetzen. 1934 lief dann ein Teil des Waffen- und Munitionsnachschubs für die NS-Putschisten von Deutschland nach Österreich ebenfalls über die Göll-Route und damit über das heute vom Deutschen Alpenverein geführte Purtschellerhaus.

Nach der Befreiung 1945 war die Grenze zwischen Salzburg und Bayern erneut dicht, obschon auf beiden Seiten die US-Armee das Sagen hatte. In der Folge versuchten immer wieder jüdische Holocaust-Überlebende auf ihrem Weg Richtung Palästina über das Purtschellerhaus ihr Glück.

Prominenter Namenspatron

Das Schutzhaus mit dem famosen Weitblick über das Salzachtal nach Osten in die Osterhorngruppe hat übrigens einen höchst prominenten Namenspatron: Der in Salzburg lebende Ludwig Purtscheller (1849–1900) war einer der bedeutendsten Alpinisten seiner Zeit. Neben zahlreichen Erstbesteigungen in den Ost- und Westalpen gelang ihm 1889 auch die Erstbesteigung des Kilimandscharo in Afrika. Purtscheller hat ein Ehrengrab auf dem Salzburger Kommunalfriedhof. (Thomas Neuhold, 19.6.2020)

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Hinweis: Ab 20. Juni gibt es jede Woche einen Wandertipp zu einer Schutzhütte: DER STANDARD Hüttensommer auf /lifestyle/reisen/outdoortipps
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