Hier hätte der 300.000 Kubikmeter Wasser fassende Speichersee entstehen sollen.

Foto: Grabher/Silvretta Montafon

Schruns – Die Silvretta Montafon GmbH, die sich im Besitz der Bank für Tirol und Vorarlberg (BTV) befindet, gab am Dienstag überraschend ihren Rückzug aus dem laufenden Verfahren zum Projekt Speicherteich Schwarzköpfle bekannt. Das umstrittene Wasserreservoir auf 2.100 Meter Seehöhe hätte ein Fassungsvermögen von 300.000 Kubikmetern umfasst und sollte zur Schneeproduktion im Nova-Skigebiet dienen. Die Betreiber begründeten den Ausstieg trotz positiven Bescheids damit, dass eine Realisierung des 2014 begonnenen Projekts wegen der Verzögerungen im Beschwerde- und Instanzenweg nicht absehbar sei.

"Es ist für uns unternehmerisch nicht mehr vertretbar, diesen Weg, von dem wir weder Dauer noch Ende abschätzen können, weiterzugehen. Die letzte, durch die Corona-Krise abrupt verkürzte Saison, hat uns sehr deutlich gezeigt, wie wichtig Planbarkeit ist", erklärte Martin Oberhammer, Geschäftsführer von Silvretta Montafon, den Rückzug. Ein Ende des Verfahrens sei nach heutigem Stand nicht absehbar. Zudem gebe es Grund zur Annahme, dass sich der Behörden- und Instanzenweg weiter verlängern werde.

Grüne: "Aus der Zeit gefallenes Mammutprojekt"

Seitens der Vorarlberger Grünen begrüßte Klubobmann Daniel Zadra die Entscheidung: "Das Zurückziehen der Projektanträge Speichersee Schwarzköpfle ist ein Einlenken der Betreiber in letzter Sekunde. In Zeiten der Klimakrise geht es darum, naturverträglichen Winter- und Sommertourismus zu pushen. Denn ohne intakte Natur gibt es keinen nachhaltigen Tourismus in unseren Bergen." Der Rückzug sei zugleich als Eingeständnis zu werten, so Zadra: "Ein solches Mammutprojekt ist völlig aus der Zeit gefallen."

Die Wirtschaftssprecherin der Vorarlberger Volkspartei, Monika Vonier, bedauerte hingegen den "weitreichenden Rückschlag" für die Region: "Angesichts der herausfordernden wirtschaftlichen Situation in der Tourismusbranche wäre eine so bedeutende Investitionsentscheidung von großer Tragweite gewesen. Sie hätte für Aufbruchstimmung sorgen können." Das Projekt Speicherteich Schwarzköpfle sei ein Beispiel dafür, wie lange mitunter der unternehmerische Atem für eine zukunftsrelevante Investition sein müsse, so Vonier. Die Komplexität von Genehmigungsverfahren sei daher auf ihre Effizienz zu hinterfragen.

Kritik an zu langwierigen Verfahren

Zur Kritik an zu langwierigen und komplexen Verfahren, wie sie auch seitens der Vorarlberger Wirtschaftskammer anlässlich des Aus für den Speichersee kam, entgegnete der grüne Wirtschaftssprecher Bernie Weber: "Über die alles andere als scharfe Umweltverträglichkeitsprüfung in Österreich zu jammern zeigt, dass noch nicht alle die Zeichen der Zeit erkannt haben." Nicht die Umweltverträglichkeitsprüfung oder die Einspruchsmöglichkeiten würden die Umsetzung von Großprojekten verhindern, sondern die Vorgehensweise der Betreiber sei hierfür verantwortlich.

Nach dem offiziellen Rückzug aus dem derzeit vorliegenden Antrag will die Silvretta Montafon nun "neue Wege evaluieren", wie die dringend notwendige Wasserversorgung für die Beschneiungsanlagen im Nova-Gebiet schnell und zuverlässig sichergestellt werden könne. Kurzfristig könne hier auch eine geringere Wassermenge hilfreich sein, die langfristig benötigten Kapazitäten blieben jedoch unverändert, so Geschäftsführer Oberhammer. (Steffen Arora, 17.6.2020)