Die grüne Umweltstadträtin Judith Schwentner drängt darauf, ...

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... auch in Graz den Radfahrern und Fußgängern Priorität einzuräumen.

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Als immer mehr europäische Städte die verkehrsarme Lockdown-Zeit dazu nutzten, neue innerstädtische Areale für Radler und Fußgänger zu schaffen, poppte auch in Graz kurz die Debatte über eine Verbannung der Autos aus der City auf. Verkehrsstadträtin Elke Kahr (KPÖ) und auch Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) blockten aber unisono ab: "Keine Schnellschüsse", hieß es da. Das alles müsse langfristig geplant werden.

Nun aber, nachdem Wien vorgeprescht ist, will auch Graz nachziehen. Jedoch nur im Schongang. Kahr und Nagl sprechen sich zwar grundsätzlich für eine autoberuhigte Innenstadt aus, man solle die Vision aber in ein Gesamtkonzept – ausgehend von der geplanten Straßenbahnlinie durch die City – einbinden. Ideen wie "Pop-up-Radwege", wie sie in Wien ausprobiert werden, lehnen Bürgermeister und Verkehrsstadträtin ab.

"Erschütternd mutlos"

Der Grazer Grünen-Chefin und Umweltstadträtin Judith Schwentner geht das alles viel zu langsam. "Nagl und Kahr sind erschütternd mutlos. Worauf warten die beiden noch? Ihr Zeithorizont ist 2024, bis die neue Straßenbahnlinie steht. Wir verlieren wertvolle Zeit. Die Mehrheit will schon längst eine Verkehrswende", sagt Schwentner. Sie rät dringend dazu, wie in anderen europäischen Städten und nun auch in Wien temporäre Begegnungszonen in den Bezirken und rasch zu realisierende Radwege in der Innenstadt einzurichten.

In Linz ist man da schon einen Schritt voraus: Ab dem 15. Juli wird der Hauptplatz über den Hochsommer für den Durchzugsverkehr gesperrt. Damit wird das bereits seit einigen Jahren geltende Einfahrverbot an Wochenenden auf die ganze Woche ausgedehnt.

Ausnahmen gelten für Radfahrer, Busse, Taxis, gewerblichen Lieferverkehr, Anrainer, Apothekendienste und Hotelgäste. Klar definiert ist von der Stadtpolitik, dass im Fall einer erhöhten Staubildung das Fahrverbot sofort wieder fällt. (Walter Müller, Markus Rohrhofer, 17.6.2020)