Wien – Nachdem bereits am Dienstag die Reisebeschränkungen für einen Großteil der EU-Länder gefallen sind, gilt ab Sonntag auch wieder die volle Reisefreiheit für Spanien. Es gibt also keine Beschränkungen mehr für Reisen nach Spanien bzw. für die Rückkehr nach Österreich, gab Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) in einer Pressekonferenz am Donnerstag bekannt.

Spanien sei in einem "enormen Ausmaß" von der Pandemie betroffen gewesen, so Schallenberg bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem deutschen Amtskollegen Heiko Maas. Umso mehr sei es "ein positives Zeichen", dass die Reisefreiheit nun wieder gewährleistet werden kann.

Bisher war bei der Rückkehr aus Spanien, einem der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder, ein Covid-Gesundheitszeugnis nach einem negativen Corona-Test oder eine 14-tägige Heimquarantäne verpflichtend. Diese Maßnahmen gelten weiterhin für Schweden, Portugal und Großbritannien. Hier werde die Situation "laufend evaluiert", sagte Schallenberg.

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Künftig werden wieder vermehrt Touristen zur berühmten Sagrada Familia in Barcelona strömen.
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Viele Tote in italienischen Seniorenheimen

Eine Studie von Italiens Oberstem Gesundheitsinstitut (ISS) bestätigt unterdessen eine hohe Anzahl von Coronavirus-Todesfällen in Seniorenheimen. Es sei davon auszugehen, dass 41 Prozent der Sterbefälle in den Altersheimen auf Sars-CoV-2 zurückzuführen seien.

Die Untersuchung, die 1.356 Heime mit mehr als 97.000 Patienten in den norditalienischen Regionen unter die Lupe nahm, belegt, dass zwischen 1. Februar und 30. April dort 9.154 Personen gestorben sind. Davon seien 680 Menschen positiv auf Covid-19 getestet worden, während 3.092 weitere Grippensymptome aufwiesen. Da Letztere jedoch nicht auf das neuartige Coronavirus getestet wurden, konnte eine Erkrankung mit Covid-19 weder bestätigt noch ausgeschlossen werden.

Der Höhepunkt der Todesfälle in den italienischen Seniorenheimen wurde im Zeitraum zwischen 16. und dem 31. März gemeldet. Untersucht wurden Einrichtungen in den vom Coronavirus besonders betroffenen Regionen Lombardei, Piemont und Emilia Romagna.

Schlecht vorbereitet

Die meisten Seniorenheime seien auf den Umgang mit der Epidemie unvorbereitet gewesen, ergab die Studie. 77 Prozent der Einrichtungen beklagten einen Mangel an Schutzmaterial. 20,9 Prozent berichteten von Informationsdefiziten bezüglich der Prozeduren zur Eindämmung der Infektion. 9,8 Prozent beklagten einen Mangel an Medikamenten, und 33,8 Prozent beschwerten sich über zu wenig Gesundheitspersonal. 26,2 Prozent meldeten Probleme bei der Isolierung infizierter Patienten.

Staatsanwaltschaften in der Lombardei ermitteln bereits in mehreren Fällen wegen Missmanagements in Altersheimen. Die hohe Sterblichkeit sei auf schlechte Vorbereitung der Einrichtungen und mangelnde Unterstützung zurückzuführen, lautet der Verdacht.

Viele Tote in Brasilien

Ein weiterer Corona-Hotspot, Brasilien nämlich, hat den zweiten Tag hintereinander mehr als 1.200 Corona-Tote innerhalb von 24 Stunden registriert. Wie das Gesundheitsministerium in Brasília am Mittwochabend mitteilte, starben 1.269 Patienten im Zusammenhang mit dem Coronavirus in diesem Zeitraum. Damit stieg die Gesamtzahl der Corona-Toten in Brasilien auf 46.510.

Insgesamt haben sich nach den offiziellen Statistiken rund 955.400 Menschen in dem größten und bevölkerungsreichsten Land Lateinamerikas mit dem Coronavirus infiziert. Nur in den USA wurden bisher mehr Infektionen und Tote verzeichnet.

In Brasilien kommt es bedingt durch die Pandemie vermehrt zu Massenbegräbnissen.
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Die tatsächlichen Zahlen in Brasilien dürften noch weit höher liegen, auch weil das Land sehr wenig testet. Wissenschaftliche Studien und Schätzungen von Organisationen legen nahe, dass sich mindestens siebenmal so viele Menschen infiziert haben wie bisher bekannt, doppelt so viele wie erfasst seien gestorben. Brasilien hat 210 Millionen Einwohner und ist 24-mal so groß wie Deutschland.

Neue Welle in China

Infolge der neuen Corona-Welle in Peking haben sich 21 weitere Menschen in der Stadt mit dem Virus infiziert. Seit dem Ausbruch auf einem Pekinger Großmarkt vor eine Woche wurden damit 158 Infektionen in der chinesischen Hauptstadt gemeldet. Das geht aus Zahlen der staatlichen Gesundheitskommission vom Donnerstag hervor. Die Zahl der neuen Infektionen fiel damit niedriger aus als am Vortag, als noch 31 Fälle gemeldet wurden.

Bis vor kurzem führte man in China den neuerlichen Ausbruch auf importierten Lachs aus Norwegen zurück. Die norwegische Regierung hat am Mittwoch klargestellt, dass der Fisch nichts mit den Neuinfektionen in Peking zu tun hat. Vertreter beider Länder hätten sich am Dienstag getroffen und seien zum Schluss gekommen, dass der norwegische Lachs schuldlos sei.

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In China bleibt die zweithöchste Sicherheitsstufe in Kraft. Reisen sind nur möglich, wenn vorher ein Corona-Test abgelegt wird.
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Zweithöchste Sicherheitsstufe

Dennoch blieb die zweithöchste Sicherheitsstufe in Kraft. Reisen sind nur möglich, wenn vorher ein Corona-Test abgelegt wird. Wer in Risikogebieten lebt, darf Peking überhaupt nicht mehr verlassen. Auch sind einige Wohngebiete abgeriegelt. Schulen und Kindergärten wurden geschlossen.

Landesweit meldete China am Donnerstag insgesamt 28 neue Infektionen. So gab es drei weitere lokale Fälle in der an Peking angrenzenden Provinz Hebei sowie in der Nachbarstadt Tianjin. Vier "importierte" Infektionen wurden bei Menschen auf der Einreise nach China nachgewiesen.

Pompeo trifft Amtskollegen

Inmitten zunehmender Spannungen zwischen den USA und China haben sich die Außenminister beider Länder zu Gesprächen in Hawaii getroffen. Die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldete am Donnerstag im Anschluss, beide Seiten hätten das Treffen in Honolulu als "konstruktiven Dialog" gewertet. US-Außenminister Mike Pompeo betonte nach Auskunft einer Sprecherin die Notwendigkeit von wechselseitigen Vereinbarungen zu den Handels-, Sicherheits- und diplomatischen Beziehungen.

Die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und China haben sich wieder deutlich zugespitzt. Nach Beilegung eines monatelangen Handelskonflikts ging es zuletzt vor allem um den Umgang mit der Corona-Pandemie. Zudem sorgt aktuell ein US-Gesetz für Streit, das Sanktionen gegen China vorsieht. Hintergrund ist der Umgang Chinas mit der muslimischen Minderheit der Uiguren.

"Land nicht wieder schließen"

US-Präsident Donald Trump will trotz steigender Infektionszahlen nicht noch einmal auf Geschäftsschließungen zur Eindämmung des Virus zurückgreifen. "Wir werden das Land nicht wieder schließen. Das werden wir nicht tun müssen", betonte Trump in einem Interview mit dem Sender Fox News Channel. Auch der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Larry Kudlow, und Finanzminister Steven Mnuchin hatten zuvor gesagt, die Vereinigten Staaten könnten die Wirtschaft nicht wieder stilllegen. Bislang sind in den USA rund 2,16 Millionen Amerikaner mit dem neuartigen Coronavirus infiziert und fast 118.000 US-Bürger an den Folgen von Covid-19 gestorben. (APA, red, 18.6.2020)