Liverpool – Jürgen Klopp ist ungeduldig wie ein Rennpferd, bevor endlich das Gatter aufspringt. "Wir haben seit dem ersten Tag des Lockdowns darauf gewartet, dass es wieder losgeht", sagt der Teammanager des designierten englischen Fußball-Meisters FC Liverpool vor dem persönlichen Restart mit dem 236. Merseyside-Derby beim FC Everton am Sonntag (20.00 Uhr/Sky) und gesteht: "Ich bin aufgeregt, und es wird aufregend."

Klopp: ready.
Foto: AFP/ ADRIAN DENNIS

Quälend lange 105 Tage dauerte die Liga-Pause für Klopp und seine Reds. Es sei "eigenartig" gewesen, "so nah dran" an der seit 30 Jahren herbeigesehnten Meisterschaft zu sein "und warten zu müssen", sagt Joel Matip. Jetzt aber brennen sie auf die Wiederaufnahme ihrer Titelmission. "Wir hatten unsere Pause – jetzt gehen wir 'all in'", sagt Klopp, sein Team sei bereit für die Jagd nach dem "riesengroßen Ziel": "We are ready to go."

Parade

Angesichts des an den ausstehenden neun Spieltagen wohl uneinholbaren Vorsprungs von 22 Punkten auf Noch-Meister Manchester City hat Klopp sogar schon die Champions-Party geplant. "Wenn wir Meister werden, werden wir intern als Mannschaft so feiern, wie es dann möglich ist – und mit all unseren Fans, sobald es uns erlaubt ist", sagt er im BBC-Gespräch. Den Millionen Liverpool-Fans verspricht er, "dass es eine Parade geben wird. Wann auch immer".

Die 19. Meisterschaft könnte schon am Montag perfekt sein: Dann nämlich, wenn City nach einem Liverpooler Derby-Sieg gegen den FC Burnley verliert. Die nächste Chance böte sich danach bereits am Mittwoch im Heimspiel gegen Crystal Palace. Doch Klopp, der in seinen bislang zehn Stadtduellen mit Everton ungeschlagen ist, denkt zunächst nur an den Restart.

Anfield: ready.
Foto: imago images/Sportimage/Andrew Yates

Seine Stars, mahnt er, dürften sich angesichts der ungewohnten Umstände "nicht wie Touristen" verhalten, "nach dem Motto: Oh, interessant!" Stattdessen, betont der "Normal One", solle gelten: "Wir müssen so tun, als wäre es normal. Wir müssen normalen Fußball spielen."

SSC Neapel analysiert

Zu Simulationszwecken ließ Klopp einen Test gegen Zweitligist Blackburn Rovers (6:0) und ein Training im Anfield Stadium anberaumen. Ansonsten hat er die Vorbereitung "so kompliziert wie möglich" gestaltet, "damit uns nichts überraschen kann". Er selbst überließ nichts dem Zufall, analysierte sogar Spiele des SSC Neapel, dem Ex-Klub von Everton-Coach Carlo Ancelotti.

Klopp rechnet mit einem "schwierigen" und "unglaublich intensiven" Wiederbeginn. "Wir müssen bereit sein, Probleme zu lösen, denn es wird welche geben", sagt er auf der Klubhomepage und betont: "Es gibt keine Ausreden!"

Ähnlich unmissverständlich klingt die Marschroute für seine Spieler: "Wir müssen zu 100 Prozent diszipliniert sein, voller Freude und gierig – vor, während und nach dem Spiel." Grundsätzlich Neues wollen und sollen sie nicht wagen. "Wir werden das, was vorher gut war, jetzt nicht über den Haufen werfen", meint Klopp. Warum auch? (sid, 19.6.2020)