Können Recruiter jetzt aufatmen? Ist jetzt, in der Rezession, Schluss mit den Spompanadeln?

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Freitags frei. Feedback dauernd und in Echtzeit. Führung auf Augenhöhe. Und vor allem: ein erkennbarer Sinn im Tun und im Weiterlernen. All das nicht allzu verbindlich. So wurden bis jetzt die gutausgebildeten Jungen, irgendwo zwischen Gen Y und Gen Z einzuordnen, mit ihren Ansprüchen an die Arbeit beschrieben. Unternehmen haben ihre Kulturen geöffnet, an durchlässigeren Organisationen, an gesünderem Arbeiten gebaut, um attraktiv zu sein. Da ist viel Gutes passiert. Die Ansprüche der jungen, gutgebildeten Kohorten haben die Jobwelt mit ihren alten Hierarchien und Kommandologiken zu Veränderungen gezwungen. Dann kam Corona.

Firmen, die anderes Personal als die ewig schon gejagten Superspezialisten suchen, sind rar geworden. Sogar die Stellenausschreibungen in der IT-Welt sind (laut Hays Fachkräfteindex) deutlich eingebrochen. Das hochgejubelte Employer-Branding, also die ständige Darstellung als attraktiver Arbeitgeber, findet nicht statt. Stattdessen werden Restrukturierungspläne ausgearbeitet. Das Wasser steht hoch – wie hoch ist meist noch unklar.

Ist jetzt, in der Rezession, also Schluss mit den Spompanadeln? Können Recruiter (so sie Arbeit haben) jetzt aufatmen, weil sich niemand mehr im Erstgespräch traut zu postulieren, er oder sie wolle eine gute Balance zwischen Arbeit und Privatleben, Chefs ohne Egoprobleme und freitags frei? Schnalzt alles zurück, was sich in den vergangenen zehn Jahren geöffnet, entwickelt hat? Sind mentale und physische Gesundheit, sind die Ansprüche an gute Arbeit jetzt plötzlich (wieder) Spompanadeln? Muss man jetzt halt froh sein, überhaupt etwas zu kriegen? Vielfach: Ja.

Aber für Unternehmen bleibt, auch wenn sie sich verkleinern müssen: Wie es wirklich zugeht, ist transparent. Es spricht sich herum und wird guter oder schlechter Ruf. (Karin Bauer, 21. 6. 2020)