Nur vier Tage nach dem letzten Zusammentreffen gibt es erneut ein Wiedersehen.

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Innsbruck/Wien/Mattersburg/St. Pölten/Altach – Vor dem Wiedersehen zwischen der WSG Tirol und der Austria in der Fußball-Bundesliga sind die Gemüter noch nicht abgekühlt. Nachdem sie sich beim 0:1 in Wien am Dienstagabend benachteiligt sahen, sind die Wattener zu Hause auf Revanche aus. Mittelfeldmann Dino Kovacec meinte mit Blick auf die Partie am Samstag (17.00 Uhr) martialisch: "Sie verdienen so viel mehr als wir, und wir spielen sie tot."

Sportchef Stefan Köck wollte so weit nicht gehen. Von Rachegelüsten halte er nichts, gab er zu Protokoll. Für die WSG geht es im Tivoli Stadion darum, im Kampf um den Klassenverbleib Zähler zu sammeln. Die Austria reist mit anderen Zielen an. Mit dem dritten Sieg in Folge könnte sie ein weiteres Teilstück in Richtung Europa-League-Play-off hinter sich bringen. Derzeit liegen die Violetten an der Spitze einen Punkt vor Altach und schon sieben vor dem Dritten St. Pölten.

"Das könnte ein großer Schritt sein. Mit einem weiteren Erfolg könnten wir uns oben festbeißen", sagte Austria-Trainer Christian Ilzer. Zu erreichen sei dies aber nur durch harte Arbeit. "Das Spiel wird uns alles abverlangen." Dass Wattens nur vier Tage nach dem turbulent zu Ende gegangenen Heimspiel – WSG-Stürmer Kelvin Yeboah sah in der Nachspielzeit Rot und fehlt den Tirolern damit – wieder wartet, berge eine "besondere Brisanz". Der Austria fehlt neben den verletzten Akteuren auch der gesperrte James Jeggo.

Tiroler knapp vor der Admira

Wattens hat nur einen Zähler Vorsprung auf Schlusslicht Admira. Die Tiroler konnten sich in Wien bis auf den schläfrigen Beginn wenig vorwerfen. In den Frust über die Niederlage mischte sich Ärger. So betonte Köck auch Tage nach dem Spiel, dass Ilzer an der Seitenlinie wie ein "fünfter Offizieller" Einfluss auf das Spiel habe nehmen wollen. "Und dann kommen noch Fehlentscheidungen, aber 'Hättiwari' nützt uns nichts", hielt Köck fest. Immerhin hielt sich die Sperre für den formstarken Yeboah mit nur einer Partie in Grenzen.

Charakter und Teamgeist der Mannschaft seien sehr gut, betonte Köck. "Wir sind im Frühjahr gut gestartet und haben gut gepunktet." Den 0:5-Ausrutscher gegen St. Pölten gleich nach dem Re-Start der Liga ausgenommen, hat Wattens in keinem Spiel mehr als einen Gegentreffer zugelassen. Laut Statistik schoss die WSG selbst 77 Mal Richtung gegnerisches Gehäuse – der Höchstwert in der Qualifikationsgruppe.

Die Austria ist indes schwer zu schlagen wie nur eine Niederlage in den vergangenen 14 Runden beweist. Die Wiener sind ein Unentschieden-Spezialist. Sie sind – bei fünf Remis – nun auch schon sechs Auswärtsspiele ungeschlagen. Ilzer erhofft durch Siege "mehr Selbstverständnis oder eine gewisse Leichtigkeit". Kapitän Alexander Grünwald meinte zuletzt: "Zwei Siege in Folge sind natürlich wichtig. Man sieht, dass dann in der Tabelle gleich etwas weitergeht."

Mattersburg hofft auf Trendwende

Die einstige Heimstärke ist dem SV Mattersburg in dieser Saison verlorengegangen. Seit dem 2:1 gegen Hartberg in der ersten Runde im vergangenen Juli blieben die Burgenländer in zwölf Auftritten im Pappelstadion sieglos. Nun wird am Samstag (17.00 Uhr) gegen den SKN St. Pölten dringend eine Trendwende benötigt.

Durch die 0:1-Niederlage gegen die Niederösterreicher am Mittwoch rutschte der SVM auf den vorletzten Platz ab, der Vorsprung auf Schlusslicht Admira beträgt nur noch einen Zähler. "Für meinen Geschmack haben wir in den ersten fünf Runden der Qualifikationsgruppe um zwei Punkte zu wenig geholt. Die müssen wir jetzt aufholen", sagte Trainer Franz Ponweiser, der "Verlieren verboten" als Motto ausgab.

Dafür müsse aber im Vergleich zum ersten Duell in St. Pölten eine Steigerung her. "Unsere Einstellung war gut. Wir waren überlegen, aber wir brauchen vorne mehr Durchschlagskraft und dürfen St. Pölten nicht so viele Situationen für Umschaltmomente bieten. Nur mit Ballbesitz und Spielkontrolle gewinnt man nichts", betonte Ponweiser.

SKN-Coach Robert Ibertsberger ist nach eigenen Angaben auf ein "echtes Kampfspiel" eingestellt. "Wir müssen mit derselben Leidenschaft und demselben Einsatz in die Partie gehen wie am Dienstag. Mattersburg wird sich mit allem, was sie haben, in diese 90 Minuten hineinwerfen, da müssen wir entsprechend dagegenhalten. Wenn uns das gelingt, ist auch dieses Mal wieder ein positives Resultat für uns möglich", meinte der Salzburger, dessen Team in dieser Saison sieben von neun möglichen Punkten gegen den SVM geholt hat.

Altacher "keine Roboter"

Altach könnte am Samstag (17.00 Uhr/live ORF 1) den vorzeitigen Ligaverbleib sicherstellen. Mit einem Sieg und günstigem Verlauf der anderer Qualifikationsgruppen-Spiele würden die Vorarlberger fix im siebenten Jahr in Folge im Oberhaus dabei sein – und gleichzeitig ihre Negativserie gegen die Admira beenden.

Altach-Coach Alex Pastoor, der nach dem 1:1 in der Südstadt die Offensivleistung kritisierte, gab sich vor dem Retourmatch versöhnlich. "Wir sind keine Roboter. Es ist normal, dass die Leistung auch mal schwankt." Der Niederländer hofft am Samstag "auf mehr Bewegung mit dem Ball" und mehr Glück in der Entscheidungsfindung: "Wir haben am Dienstag Lösungen gefunden, die eigentlich nicht zu uns passen. Das habe ich angesprochen."

Mit einem Sieg würden die Vorarlberger zumindest den Anschluss an den einen Punkt voranliegenden Gruppen-Ersten Austria halten. Er wäre gleichbedeutend mit dem ersten Erfolg nach drei Remis und drei Niederlagen gegen die Admira – und möglicherweise dem Klassenerhalt. Voraussetzung ist, dass entweder die WSG Tirol oder der SV Mattersburg gleichzeitig nicht punkten.

Pastoor orientiert sich ohnehin nach oben. "Die Play-offs fangen jetzt erst richtig an. Es geht ans Eingemachte. Ich denke, wir haben uns eine gute Voraussetzung geschaffen." Er wird wieder auf Jung-Vater Emanuel Schreiner setzen, Alain Wiss fällt hingegen mit einer Schulterblessur für unbestimmte Zeit aus.

Admira in Not

Die Admira befindet sich als Letzter fünf Runden vor Schluss in Abstiegsnot, der Auftritt gegen Altach hat aber Mut gegeben. Auf die WSG Tirol und Mattersburg fehlt jeweils nur ein Punkt. "Wir haben uns im Heimspiel gegen Altach gut präsentiert und es wäre mehr drinnen gewesen. Wenn wir so auftreten wie daheim, ist auch in Altach alles möglich", ließ sich Trainer Zvonimir Soldo in einer Klub-Aussendung zitieren.

Kolja Pusch, mit dem das Offensivspiel der Admira steht und fällt, hielt fest: "Wir haben am Dienstag beim 1:1 eine mannschaftlich starke Leistung geboten." Flyeralarm-Fußballchef Felix Magath und Sportdirektor Ernst Baumeister befeuerten zuletzt gebetsmühlenartig das Einheitsgefühl, das ihres Erachtens für den Klassenerhalt notwendig sein wird.

Vermittelt ihnen das ein Spieler nicht, bleibt er wie Sinan Bakis zuletzt außen vor. Über den Goalgetter, der immerhin elf der 26 Admira-Saisontore erzielte, heißt es vom Verein nur, dass er nicht verletzt sei und zuletzt trainiert hätte – grundsätzlich also zur Verfügung stünde. (APA, red, 19.6.2020)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zu den Spielen der 28. Runde der Fußball-Bundesliga am Samstag (Qualifikationsgruppe):

SV Mattersburg – SKN St. Pölten (Mattersburg, Pappelstadion, 17.00 Uhr, SR Ebner). Bisherige Saisonergebnisse: 0:1 (h), 0:0 (a), 0:1 (a)

Mattersburg: Kuster – Mahrer, Jano, Rath – Höller, Salomon, Erhardt, Lercher – Kuen, Bürger, Gruber

Ersatz: Casali – Steinwender, Ertlthaler, Hart, N. Pichler, Olatunji, Pusic, Kvasina

Es fehlen: Nemeth, Halper, Miesenböck (alle verletzt)

Fraglich: Hart (Wadenblessur)

St. Pölten: Riegler – Klarer, Luan, Muhamedbegovic – Ingolitsch, Alan, R. Ljubicic, Hofbauer, Schulz – Meister, Schütz

Ersatz: Vollnhofer – Meisl, Schimpelsberger, Davies, Drescher, Rasner, Ouedraogo

Es fehlen: Burke (gesperrt), Pak (Bänderriss im Ellbogen), Ambichl, Luxbacher (beide Muskelverletzung)

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WSG Tirol – FK Austria Wien (Innsbruck, Tivoli Stadion, 17.00 Uhr, SR Ouschan). Bisherige Saisonergebnisse: 3:1 (h), 3:2 (a), 0:1 (a). ÖFB-Cup, 2. Runde: 5:2 (h).

WSG: Oswald – Koch, Hager, Gugganig, Buchacher – Santin, Petsos, Svoboda, Kovacec – Maierhofer, Dedic

Ersatz: P. Grünwald – Cabrera, Toplitsch, Gölles, Nitzlnader, Neurauter, Rieder

Es fehlen: Yeboah (gesperrt), Grgic (nach Blinddarm-OP), Walch (Muskelfaserriss in Wade), Pranter (Muskelverletzung in Wade)

Fraglich: Soares (Hüfte), Adjei (muskuläre Probleme)

Austria: Pentz – Klein, Palmer-Brown, Borkovic, Zwierschitz – A. Grünwald, Ebner – Pichler, Fitz, Sarkaria – Monschein

Ersatz: Kos – Madl, Martschinko, Wimmer, Sax, Prokop, Edomwonyi

Es fehlen: Jeggo (gesperrt), Demaku (Schulterverletzung), Poulsen (Muskelfaserriss), Lucic (nach Knie-OP), Schoissengeyr (im Aufbautraining)

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SCR Altach – FC Admira (Altach, Cashpoint-Arena, 17.00 Uhr, SR Altmann). Bisherige Saisonergebnisse: 1:4 (h), 0:2 (a), 1:1 (a)

Altach: Kobras – Anderson, Dabanli, Zwischenbrugger, Karic – Oum Gouet – Sam, Tartarotti, Fischer, Schreiner – D. Nussbaumer

Ersatz: Ozegovic – Thurnwald, Netzer, Schmiedl, Meilinger, Villalba, C. Gebauer

Es fehlt: Wiss (Schulter)

Admira: Leitner – Bauer, Schösswendter, Aiwu – Kerschbaum, Lackner – Pavelic, Kadlec, Maier – Pusch – Paintsil/Bakis

Ersatz: Haas – Thoelke, Petlach, Toth, Hjulmand, Lukacevic, Hoffer

Es fehlen: Starkl (nach Kreuzbandriss), Vorsager (Rücken)