Bei Wiedereröffnung der Kinos steht "Black Cinema" auf dem Programm – wie Spike Lees Komödie "BlacKkKlansman".

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Unterschiede gelte es zu pflegen, denn sie sind unserer größtes Kapital. Dieser Ausspruch von Jean Cocteau fand sich diese Woche in einem offenen Brief an EU-Kommissar Thierry Breton, in dem ein entschiedeneres Vorgehen gehen die GAFAN-Unternehmen (Google, Apple, Facebook, Amazon und Netflix) eingefordert wird. Europas filmische Vielfalt ist durch die digitalen Monopolisten gefährdet, es brauche Regulierungen und Sanktionen, so die prominenten Unterzeichner, insgesamt 13 Filmregisseure, darunter Pedro Almodóvar, Cristina Comencini oder Luc Dardenne.

Die Auswirkungen der Pandemie setzen auch den europäischen Programmkinos zu, in denen die Mehrheit europäischer Filme gezeigt wird. In Österreich öffnen sich dieses Wochenende erstmals wieder ihre Türen, noch vor den vielen Multiplexen, die ihre Programme stärker mit dem momentan darniederliegenden US-Markt akkordieren.

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Man kann sich also ganz im Sinne Cocteaus nützlich unterhalten lassen: Um dem Publikum den Besuch zusätzlich schmackhaft zu machen, haben sich die Kinobetreiber neben Wiederaufnahmen abgebrochener Filmen auch eine Reihe von Sonderprogrammen überlegt. Es herrscht die Qual der Wahl, Maskenpflicht hingegen nur beim Eintritt ins Kino, nicht im Saal selbst – hier ein Überblick.

Piccoli und Bardot

Das Votiv-Kino lockt bis einschließlich Sonntag mit einem Two-For-One-Ticket. Damit lässt sich beispielsweise die Trauer um den jüngst verstorbenen Michel Piccoli mildern, indem man gemeinsam Jean-Luc Godards Le mèpris besucht, jenen Film über Kino, Ehe und Selbstverrat, der den französischen Schauspielstar an der Seite von Brigitte Bardot erst richtig bekannt machte. Als weiteres Special gibt es angeregt von Black Lives Matter eine Reihe zum schwarzen US-Gegenwartskino, darunter Barry Jenkins‘ elegische James-Baldwin-Verfilmung Beale Street und die Komödie BlacKkKlansman von Spike Lee.

Auf Black Cinema setzt auch das Filmhaus (u.a nochmals mit James Baldwin in Raoul Pecks exzellenter Doku I Am Not Your Negro am 27.6.), schon dieses Wochenende wird der Pride Month gefeiert, auf dem Programm steht auch das prämierte Liebesdrama unter Balletttänzern, Als wir tanzten.

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Staubig, actionbetont und viril dagegen der Kinoliebesbeweis im Gartenbaukino, wo man diesen Samstag die ersten beiden Teile von George Millers postapokalyptischer Mad-Max-Saga wiedersehen kann – mit einem noch glattrasierten Mel Gibson. Das Burg-Kino dagegen feiert dagegen den hundertsten Geburtstag von Federico Fellini mit vier berühmten Filmen des italienischen Maestros; am Samstag läuft sein 1960 noch skandalisierter Blick auf das Leben der Schönen und Reichen, La dolce vita, mit Marcello Mastroianni als Boulevardreporter – und natürlich Anita Ekberg, die den Trevi-Brunnen zum Köcheln bringt.

Auch die meisten Programmkinos in den Bundesländern haben seit Freitag bereits geöffnet. Im Linzer City Kino kann man beispielsweise Christopher Pehofers Dokumentarfilm Couch Connections sehen. Der Niederösterreicher erzählt darin von seiner Reise als Couchsurfer – neun Monate lang übernachtete er auf den Sofas fremder Menschen aus der ganzen Welt. (Dominik Kamalzadeh, 19.6.2020)