Und wieder heißt es Rapid gegen Hartberg. Diesmal steigt die Partie in Hütteldorf. Laut Kühbauer wird man die Gäste keinesfalls unterschätzen.

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Bundesliga: Das Meisterplayoff im Ticker, So. ab 17 Uhr

Wien/Hartberg/Graz/Linz/Salzburg/Wolfsberg – Rapid greift am Sonntag im Allianz-Stadion nach dem zweiten Sieg gegen den TSV Hartberg binnen fünf Tagen. Ein Erfolg über die Steirer wäre gleichzeitig der fünfte Dreier der Hütteldorfer en suite in der Fußball-Bundesliga und würde die fünf Punkte hinter Red Bull Salzburg liegenden Grün-Weißen im Titelrennen halten.

An das Duell mit den Bullen am kommenden Mittwoch verschwendet Trainer Dietmar Kühbauer aber noch keine Gedanken, derzeit steht einzig der TSV im Mittelpunkt. "Wir wissen, dass die Steirer immer gefährlich sein können. Wenn wir fokussiert sind und unsere Aufgaben erfüllen, sind wir qualitativ besser als unsere Gäste, doch werden sie keinesfalls unterschätzen. Die bisherigen Begegnungen waren immer rassige Spiele", erklärte der Burgenländer.

Dass Rapid nach drei vergeblichen Versuchen noch immer auf einen Ligaheimsieg gegen die Hartberger wartet, interessiert Kühbauer relativ wenig. "Es ist nicht so, dass wir jeden Tag mit den Statistikzetteln im Trainerbüro sitzen, unsere primäre Aufgabe ist, dass wir uns jeweils ideal auf den kommenden Gegner vorbereiten."

Grün-weiße Punktehamster

Diese Vorgangsweise machte sich zuletzt bezahlt – aus den jüngsten 14 Runden schauten 31 Punkte heraus. "Wir sind derzeit richtig gut unterwegs und haben auch in der Steiermark verdient gewonnen. Jetzt haben wir die nächste Chance, weitere drei Punkte zu holen, und die wollen wir endlich auch daheim gegen Hartberg nutzen", sagte Kapitän Stefan Schwab.

Der Salzburger warnte aber auch vor den Qualitäten der Steirer. "Die Elf von Markus Schopp ist von den sogenannten kleineren Vereinen gemeinsam mit Altach jene, die den attraktivsten Fußball spielt. Sie versuchen immer gut von hinten herauszuspielen und nehmen auch Risiko. Da passieren dann einfach auch Fehler, und deswegen findet man oft viele Räume vor. Das müssen wir nützen und offensiv im Vergleich zum Mittwoch definitiv kaltschnäuziger sein."

Lazarett

Taxiarchis Fountas, der Goldtorschütze vom ersten Duell, laboriert derzeit an Wadenproblemen. Sein Einsatz am Sonntag ist ebenso fraglich wie jener von Torhüter Tobias Knoflach (Achillessehnenprobleme) und Kelvin Arase (leichte Gehirnerschütterung). "Wir werden uns das genau anschauen, aber sicher kein Risiko eingehen", meinte Kühbauer, der definitiv auf neun weitere Profis verzichten muss.

Bei Hartberg-Coach Markus Schopp sind die Hütteldorfer Personalsorgen kein großes Thema. "Mir ist egal, wer bei Rapid spielt. Sie haben einen Kader, der mit unserem Kader nicht vergleichbar ist. Wenn ich so viele Verletzte hätte, müssten meine Co-Trainer spielen."

Glücklicherweise fallen bei den Hartbergern nur drei Kicker aus – der Rest kämpft im Westen Wiens um die Verteidigung des fünften Platzes, der zur Teilnahme am Europa-League-Play-off berechtigt. "Wir haben es verdient in die Meistergruppe geschafft und stehen absolut verdient auf dem fünften Platz. Wir befinden uns in einer Situation, in der wir uns mit dem Europacup auseinandersetzen können, aber wir sind alle gut beraten, das nicht wirklich zum Thema werden zu lassen", meinte Schopp. "Wir wollen uns weiterentwickeln. Wenn wir am Ende international spielen, ist das kein Zufall, sondern das Ergebnis guter Arbeit."

Salzburger guter Dinge

Meister Red Bull Salzburg will sich von seinem torlosen Remis am Mittwoch in Wolfsberg nicht außer Tritt bringen lassen. Am Sonntag (17 Uhr) ist der WAC in Wals-Siezenheim zu Gast. Einen neuerlichen Punkteverlust gegen den Tabellenvierten wollen sich die Salzburger nicht leisten, um Rapid vor dem direkten Duell am Mittwoch nicht noch am Titel schnuppern zu lassen.

Der Tabellenführer nimmt fünf Punkte Vorsprung in die ausständigen fünf Bundesliga-Runden mit. "Die Form der Jungs stimmt, alle sind bereit", versicherte Salzburg-Trainer Jesse Marsch. "Wir gehen mit Vollgas in die restlichen Spiele." Drei der nächsten vier Partien tragen die Bullen zu Hause aus – einzig der Showdown gegen Rapid steigt in Hütteldorf.

Mit dem ersten Verfolger will man sich aber nur bedingt beschäftigen. "Wir haben den Spielstand von jedem Spiel gesehen. Aber ganz ehrlich: Unser Fokus ist auf uns", betonte Marsch. "Die Konzentration ist ein großer Teil unseres Erfolges im Moment. Wir brauchen noch fünf Spiele, und dann denke ich, dass wir unser Ziel erreichen können." Nämlich den siebenten Meistertitel in Serie.

Marsch lobte trotz des dichten Programms die Stimmung und die Mentalität in seiner Truppe. "Es ist intensiv, aber es ist auch viel Spaß. Es ist eine spannende Zeit", meinte der US-Amerikaner. Eine Überlastung sieht er nicht. "Wir können nach der Corona-Zeit jetzt zweimal die Woche kämpfen. Wir kommen jeden Tag mit Energie und sind bereit. Die Spieler sind gut im Kopf."

Auch die Leistung in Wolfsberg sei "taktisch und kämpferisch" gut gewesen – einzig die Tore hätten gefehlt. Erstmals seit 10. März 2019 blieben die Bullen in einem Ligaspiel ohne Torerfolg. Zu Hause soll das nicht noch einmal passieren.

Die Salzburger haben in den vergangenen acht Pflichtspielen nur zwei Gegentore erhalten. Zu Hause haben sie gegen den WAC in 15 Ligapartien noch nie verloren. Der bisher letzte Punktgewinn der Kärntner in Salzburg datiert von Juli 2016 (1:1).

WAC mit großem Selbstbewusstsein

Der WAC hat weiter Rang drei im Visier. Bei derzeit einem Punkt Rückstand auf den LASK ist der damit verbundene Fixplatz in der Europa-League-Gruppenphase durchaus realistisch. "Die Chance ist da – und es will jeder in dieser Gruppe", betonte Trainer Ferdinand Feldhofer.

Die vier Spiele sieglosen Kärntner haben als Erster der Europacup-Anwärter in der Meistergruppe einen Bonuspunkt gegen Salzburg geholt. Aus dem Doppel könne man also fast nur als Gewinner hervorgehen, meinte Feldhofer. "Daher erwarte ich volles Selbstvertrauen und volles Engagement. An einem guten Tag können wir jeden schlagen, diese Überzeugung habe ich zu 100 Prozent."

In Wolfsberg hatte Feldhofer die Salzburger zuletzt mit einer defensiven Dreierkette überrascht. Ob diese auch auswärts zur Anwendung kommt, ließ er offen. Salzburg werde vorbereitet sein. "Wir werden wieder nachjustieren. Es stehen aber auch wieder andere Spieler zur Verfügung."

Mario Leitgeb kehrt nach seiner Sperre, Romano Schmid nach einer Regenerationspause zurück. Feldhofer: "Wir haben jetzt Optionen, mit denen wir unberechenbarer werden. Das war beim WAC davor nicht so, das ist auch ein Fortschritt." Er kann es sich daher leisten, auch schon an die folgenden Spiele am Mittwoch gegen Sturm Graz und am Sonntag beim LASK zu denken.

Sturm mit dem Rücken zur Wand

Nach deutlichen Niederlagen sucht Meistergruppen-Schlusslicht Sturm Graz einen Ausweg aus der Krise. Im Vergleich zum 0:4 in Pasching müssen die Steirer laut ihrem Vertretungs-Chefcoach aber "ziemlich alles" anders machen. "Wenn wir gemessen an unserem Saisondurchschnitt nur normal spielen, wird es sicher nicht reichen", sagte Nikon El Maestro am Freitag.

"Um gegen den LASK zu bestehen, brauchen wir ein Topspiel", erklärte der 27-jährige El Maestro bei einer virtuellen Pressekonferenz. Die Saisonbilanz der Grazer ist seit der zwölften Saisonniederlage am Mittwoch negativ. Sturm hat in den vergangenen elf Spielen nur zwei Siege eingefahren – gegen Admira und Hartberg. Mit der Meistergruppe werden die Grazer auch im zweiten Jahr ihres Bestehens noch nicht warm: In 15 Spielen gab es nur vier Siege, Heimbilanz: 0:7.

Das kratzt am Selbstvertrauen der Mannschaft. "Der mentale Zustand ist nicht optimal, aber auch nicht tragisch. Die Jungs können schon ab und zu lächeln", meinte der Trainer und verwies darauf, dass keine Weltuntergangsstimmung herrsche. "Wir versuchen ihnen mitzugeben, dass sie nach wie vor gute Spieler sind, und glauben fest daran, dass wir noch einige Punkte holen können."

Veritable Krise

In Graz weiß man augenblicklich aber nicht genau, worüber man sich mehr Sorgen machen soll: über die gezeigten Leistungen oder dass unter dem Ergebnistrainer-Duo El Maestro auch die Ergebnisse nicht passen. Gewiss ist, dass sich Sturm mit einer sportlichen Krise herumschlägt, die durch hohe Niederlagen (0:4/Rapid, 1:5/Salzburg, 0:4/LASK) zuletzt befremdliche Ausmaße angenommen hat.

Die Konsequenzen aus den sportlichen Abstürzen bekam zuletzt Lukas Spendlhofer zu spüren, er fand sich gegen den LASK nicht im Kader wieder. Dem Innenverteidiger und Ersatzkapitän stünden aber weiter alle Türen offen, betonte El Maestro. "Spendi ist ein Teil des Kaders, wie jeder hat er die Chance, dabei zu sein. Nichts ist ausgeschlossen." Sicher fehlen werden der gesperrte Emanuel Sakic sowie der angeschlagene Youngster Niklas Geyrhofer.

In den jüngsten drei Partien stand es spätestens nach neun Minuten immer 0:1. "Ich würde nicht sagen, dass wir den Start verschlafen haben. Es war immer die erste oder zweite Halbchance gegen uns drinnen. Wenn man in der Meistergruppe immer das erste Tor kriegt, ist es schwer. Ich hoffe, das wird bald wieder anders", sagte Nikon El Maestro, der zum dritten Mal seinen gesperrten "Chef" Nestor El Maestro vertreten wird.

LASK im Angriffsmodus

Dem LASK, signalisierten die Beteiligten, eröffneten sich durch den Mittwoch-Sieg neue Perspektiven. "Wir sind jetzt im Angriffsmodus", tönte Trainer Valerien Ismael nach dem ersten Erfolg seit 8. März. Die Oberösterreicher liegen einen Punkt vor dem Vierten WAC, orientieren sich nach turbulenten Wochen aber nur nach oben. "Wir wollen nachlegen", bekundete Ismael am Freitag in einer Klub-Aussendung. "Es wird darum gehen, konzentriert und willig in dieses Spiel reinzugehen und den Fokus wieder auf das Ergebnis zu legen."

Sieben Punkte fehlen auf Rapid, das neuerlich auf die unberechenbaren Hartberger trifft. Der Rückstand könnte nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf dem grünen Tisch schmelzen, wenn Anfang kommender Woche das Protestkomitee über den Sechs-Punkte-Abzug entscheidet.

Zunächst gilt es laut Reinhold Ranftl gegen seinen Ex-Klub erneut den Kampf anzunehmen. "Ich denke, dass Sturm möglicherweise etwas offensiver als zuletzt in Pasching auftreten wird, darauf müssen wir eingestellt sein." Dominik Frieser weiß: "Wir haben in der jüngeren Vergangenheit in Graz gut ausgesehen." Die Linzer konnten die jüngsten drei Duelle dort allesamt für sich entscheiden. Die bisher letzte Niederlage datiert vom Mai 2018. (APA, red, 19.6.2020)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zu den Spielen der 28. Runde der Fußball-Bundesliga am Sonntag (Meistergruppe), alle live auf Sky:

Red Bull Salzburg – Wolfsberger AC (Wals-Siezenheim, Red Bull Arena, 17 Uhr, SR Schörgenhofer). Bisherige Saisonergebnisse: 5:2 (a), 3:0 (h), 0:0 (a)

Salzburg: Stankovic – Vallci, Ramalho, Wöber, Ulmer – Mwepu, Camara, Junuzovic, Szoboszlai – Daka, Hwang

Ersatz: Coronel – Farkas, Onguene, Ashimeru, Okafor, Okugawa, Adeyemi, M. Berisha

Es fehlen: Kristensen (Muskelverletzung im Oberschenkel), Koita (Adduktorenprobleme), Bernede (Knöchel-OP)

WAC: Kofler – Novak, D. Baumgartner, Rnic, Schmitz – Jojic, M. Leitgeb, Liendl, Schmid – Weissman, Dieng

Ersatz: Kuttin – Gollner, Vieira, Stratznig, Gölles, Wernitznig, Holzer, Schmerböck, Schöfl

Es fehlt: Peric (Muskelverletzung im Oberschenkel)

Fraglich: Sprangler (nach Mittelfußknochenbruch)

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SK Rapid Wien – TSV Hartberg (Wien, Allianz Stadion, 17 Uhr/live ORF 1, SR Drachta). Bisherige Saisonergebnisse: 3:3 (h), 2:2 (a), 1:0 (a)

Rapid: Gartler/Knoflach – Auer, D. Ljubicic, Hofmann, Ullmann – Grahovac, Schwab – Schick, Knasmüllner, Demir – Kara

Ersatz: Knoflach/Gartler/Hedl – Greiml, Gobara, Petrovic, Velimirovic, Ibrahimoglu, Kitagawa, Fountas, Arase

Es fehlen: Strebinger (Rückenprobleme), Barac (Trainingsrückstand), Murg (Knieverletzung), Sonnleitner (Muskelfaserriss), Dibon (Kreuzbandriss), Schobesberger, Szanto, Wunsch, Schuster (alle rekonvaleszent)

Fraglich: Fountas (Wadenprobleme), Knoflach (Fersenprobleme), Arase (leichte Gehirnerschütterung)

Hartberg: Swete – Lienhart, Huber, Luckeneder, Klem – Kainz, Cancola – Ried, Dossou, Gabbichler – Tadic

Ersatz: Sallinger – Heil, Dante, Nimaga, Tschernegg, Kröpfl, Rep

Es fehlen: Rakowitz (rekonvaleszent nach Fuß-OP), Lema (rekonvaleszent nach Kreuzbandriss), Ostrak (Muskelverletzung)

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SK Sturm Graz – LASK (Graz, Merkur Arena, 19.30 Uhr, SR Weinberger). Bisherige Saisonergebnisse: 0:2 (h), 3:3 (h), 0:2 (a/Cup), 0:4 (a)

Sturm: Siebenhandl – Jäger, Avlonitis, Ljubic – Hierländer, Ch. Leitgeb, Dominguez, Kiteishvili, Trummer – Despodow, Friesenbichler

Ersatz: Schützenauer – Donkor, Spendlhofer, P. Huspek, Röcher, Jantscher, Balaj

Es fehlt: Sakic (gesperrt), Geyrhofer (muskuläre Probleme)

LASK: A. Schlager – Ramsebner, Trauner, Wiesinger – Ranftl, Holland, Michorl, Renner – Frieser, Raguz, Balic

Ersatz: T. Gebauer – Filipovic, Reiter, Schnegg, Haudum, Andrade, Klauss, Tetteh

Es fehlen: Wostry (Adduktoren), Goiginger, Potzmann (beide nach Kreuzbandriss)