Der BMW i3 ist gescheitert. Nicht als Elektroauto. Als solches ist er sogar recht erfolgreich, die neuen, reichweitenstärkeren Batterien bescheren ihm einen zweiten Frühling, überall sieht man die extravaganten Ökoflitzer herumwuseln. Gescheitert ist er im Konzept. Die Grundsatzüberlegung war goldrichtig: Wenn die Batterien so schwer sind, muss die Masse anderswo runter – bei der Karosserie vor allem. Wie dies bewerkstelligen? CFK. Der hochfeste Kohlefaserverbundwerkstoff bringt die nötige Leichtigkeit des Seins. Nachteil: Das Zeug ist enorm teuer und in der Produktion irre energieaufwendig.

Scheiterte jeder auf seine Art total oder im Detail: BMW i3 (Irrweg CFK-Karosserie) ...
Foto: Guido Gluschitsch

Die Sache – BMW wollte mit i3 und i8 proben, ob und wie CFK in Großserie darstellbar sei – war ein unternehmerisches Risiko, und es kam, wie Kritiker von Anfang an gewusst haben wollen: In dieser Form, also mit CFK-Karosserie auf Alu-Unterbau, wird der i3 keinen Nachfolger bekommen. Die nächsten Elektro-BMWs sind da wieder deutlich konventioneller gestrickt und setzen auf gewichtsreduzierende Mischbauweise.

Dreiliterauto

Um Leichtbau (und Aerodynamik) ging es auch beim zweiten Beispiel, dem Audi A2. Analog zum Flaggschiff A8 setzte er auf eine Konstruktion mit Alu-Space-Frame-Karosserie, und der 3,83 m lange Kleinwagen war ursprünglich für eine besondere Aufgabe vorgesehen: Er sollte das Dreiliterauto werden – Sie erinnern sich an den PR-Coup des VW-Konzerns? Es kam dann anders, der Dreiliter-Lupo durfte die Lorbeeren einheimsen, fast verschämt wurde der Dreiliter-A2 nachgeschoben.

Dass er eine ganz besondere Technologieplattform werden sollte, zeigte auch der 2004 präsentierte und nie in Serie gegangene Wasserstoff-Brennstoffzellen-Prototyp A2H2. Letztlich verkaufte sich der mit so viel Engagement konstruierte A2 von Ende 1999 bis zu seinem Aus im Jahr 2005 nur 176.377-mal – die Zeit war noch nicht reif für überteuerte Kleinwagen, da musste erst Mini her und Fiats Cinquecento.

Umso erfolgreicher ist der A2 im zweiten Leben. Der unverwüstliche Kleine ist ein äußerst beliebter, gefragter Gebrauchtwagen. Fast alle sind noch fahrtüchtig, aber der Markt ist leergefegt.

Ähnlich erging es übrigens der A-Klasse von Mercedes, die neben diversen Startturbulenzen, Elchtest und so, zunächst auch nicht auf die erhofften (und betriebswirtschaftlich nötigen) Stückzahlen kam; auch sie war einfach (noch) zu teuer. Heute verkaufen sich die längst zu einer vielköpfigen Familie ausgebaute Frontantriebs-Benze hervorragend.

Gescheit, aber gescheitert

Der Ursprungsansatz, und darauf wollten wir im Konnex zum Leitgedanken dieses Beitrags hinweisen, war nach der zweiten Generation passé: Unterflurkonzept. Heute bei E-Autos voll angesagt. Sollte weiland gewährleisten, dass die A-Klasse mit mehreren Antriebskonzepten vorfahren konnte. Neben Verbrennungsmotoren war eine batterieelektrische Version geplant, und schon 2004, so die hochfliegenden Pläne, sollte das kleine A groß mit Wasserstoff-Brennstoffzelle in Serie gehen.

... Smart (als Kleinstwagen zu teuer) ...
Foto: imago

Was so vielversprechend angedacht war, scheiterte total. Weder die Technik noch die Zeit waren dafür reif – Ähnliches gilt für den Smart, dessen zweisitziges Stadtautokonzept bis heute an Genialität unübertroffen ist. Auch er letztlich ein Versager, auch hier der Hauptgrund: viel zu teuer.

... Peugeot 1007 (Schiebetüren im Kleinwagen) ...
Foto: Peugeot

Nämliches gilt für den bisher letzten Flop von Peugeot, den 1007. Der 3,73 Meter kurze Kleinwagen-Van kam 2005 mit superpraktischen Schiebetüren daher, war aber schwer wie Blei und rechnete sich weder für den Hersteller noch für die Kundschaft. Nach nur 120.000 Autos zog Peugeot 2009 den Schlussstrich.

Umgekehrt ist’s auch nicht leichter. Als der indische Mischkonzern Tata 2008 den Nano als ultimatives Billigauto lancierte, war klar: spannendes Konzept. 2018 stand zudem fest: erfolglos. Einzig Dacia reüssiert als Preiswert-, nicht als Billigmarke.

... und Fiat Multipla (drei Sitze vorn).
Foto: Fiat

Weitere gescheite, aber gescheiterte Konzepte: Fiat Multipla mit drei Sitzplätzen in der ersten Reihe. Renault Vel Satis, Oberklassemobil, das rund um die Passagiere, von innen nach außen, konzipiert worden war. Golf Country auf Basis des 2er-Golfs, hochbockiger Allradler aus Grazer Fertigung – zu früh für den SUV-Trend. Und zuletzt sei noch exemplarisch der Chrysler PT Cruiser genannt für den letztlich erfolglosen Retro-Trend. Denn der funktioniert nur bei: Mini und Fiat. (Andreas Stockinger, 28.6.2020)