Am Ende waren die Salzburger nicht ganz so happy wie zwischendurch etwa nach der 1:0-Führung durch Okugawa.

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Wals-Siezenheim – Salzburg strebt in der Fußball-Bundesliga Richtung Titelverteidigung. Das dichte Programm der vergangenen Wochen zeigt aber auch bei den "Roten Bullen" Wirkung. Beim 2:2 gegen den Wolfsberger AC riss beim Meister am Sonntag der Schlendrian ein. Salzburg wurde prompt bestraft. Vor dem Liga-Hit bei Verfolger Rapid am Mittwochabend ging Trainer Jesse Marsch mit seinem Team aber milde ins Gericht.

"Wir haben Punkte verloren, sind aber nach wie vor in einer super Situation. Wir richten den Fokus nach vorne und die volle Konzentration auf den Mittwoch. Jetzt kommt es zu diesem Super-Spiel. Das wird ein richtiger Kampf", sagte der Amerikaner. Bei einem vollen Erfolg in Wien-Hütteldorf wäre Salzburg der Titel nur noch theoretisch zu nehmen. Bei dann neun Zählern Vorsprung auf den ersten Verfolger bei drei ausstehenden Runden spricht das Torverhältnis (+62 bzw. +25) klar für die den Meister. In der Causa LASK will das Protestkomitee noch vor den Mittwoch-Spielen den Einspruch der Linzer behandelt haben. Diese liegen derzeit zehn Zähler hinter Salzburg.

Nur zwei statt sechs Zählern

Die Lage könnte freilich noch eindeutiger sein. Nach Toren von Masaya Okugawa und Enock Mwepu hätte Salzburg noch einen klaren Heimerfolg einfahren können. Chancen blieben ungenutzt, Marsch nahm Akteure wie Zlatko Junuzovic oder Hwang Hee-chan vom Feld. Schonung war angesagt. Doch die Lavanttaler bestraften dies beinhart. Ein Eigentor von Andreas Ulmer (80.) und Michael Liendl (84.) bescherten den Wolfsbergern einen nicht mehr erwarteten Punktgewinn. Aus den sechs anvisierten Zählern gegen den WAC holte Salzburg damit nur zwei.

"Das Spiel müssen wir schnell vergessen. Wir müssen am Mittwoch mehr Konzentration an den Tag legen und es mehr wollen als Rapid", forderte deshalb Dominik Szoboszlai. Marsch wiegelte ab: "Ich mache mir diesbezüglich keine Sorgen." Er sprach von einem wichtigen Punkt, man müsse positiv bleiben. Immer wieder strich Marsch Mentalität als Schlüssel zum Erfolg hervor. "Wir müssen mental frisch und bereit sein, obwohl jetzt fast alle müde sind. Aber dafür haben wir im Moment keine Zeit."

Von Verletzungen verschont

Nach sechs Runden binnen dreier Wochen greift die Müdigkeit um sich. Dies wurde auch in der Red-Bull-Arena hüben wie drüben sichtbar. "Der WAC war müde, wir waren müde", urteilte Marsch. Sein Pluspunkt: Salzburg hat die Möglichkeit, auf hohem Niveau frische Kräfte zu bringen, ist von Verletzungen bisher im Unterschied zum kommenden Gegner fast gänzlich verschont geblieben.

Der WAC verließ Salzburg ebenfalls geschafft, aber als moralischer Sieger. Die Wolfsberger erreichten in zwei Duellen das, was in der Meistergruppe noch keinem Team auch nur einmal gelang: Zumindest ein Remis gegen den Dominator zu holen. "Diese beiden Punkte werden noch sehr wichtig sein für die letzten Spiele", merkte deshalb Trainer Ferdinand Feldhofer an. Er hatte taktiert, um Kräfte zu sparen. Shon Weissman kam erst nach der Halbzeitpause ins Spiel, der zu Beginn ebenfalls geschonte Michael Liendl wurde nach 20 Minuten eingetauscht, um der Mannschaft Halt zu geben. Lukas Schmitz kam spät in die Partie.

Straffes Programm

Die Kraftfrage ist auch bei Wolfsberg gegeben. Am Mittwoch wartet das Heimspiel gegen den kriselnden Sechsten Sturm Graz, dann geht es beim LASK, in Hartberg und zum Abschluss am 5. Juli im Lavanttal gegen Rapid weiter. Auf Rang vier liegend sitzen dem WAC die Hartberger im Nacken, zwei Zähler trennt die Kontrahenten. Feldhofer betonte: "Wir haben jetzt wenig Zeit, um glücklich zu sein. Wir haben jetzt vier Endspiele um Europa. Uns ist bewusst, dass wir da Siege einfahren müssen. Wir werden alles dafür tun." (APA, 22.6.2020)