Landeshauptmann Haslauer und Landesrätin Hutter werden für ihr Krisenmanagement scharf kritisiert.

Foto: Apa/Barbara Gindl

Salzburg – Zumindest 15 – voraussichtlich aber einige mehr – Infizierte und zahlreiche Mitarbeiter der Landesregierung sowie wesentliche Teile der Gemeindepolitik von Schwarzach (Pongau) in Quarantäne. So lautete Montagabend die vorläufige Zwischenbilanz des in Salzburg aufgetretenen Clusters, der seinen Ausgang bei einem abendlichen Treffen des Rotary Clubs Salzburg-Nord im noblen Stift St. Peter hatte. Was die Sache besonders brisant macht: Unter den Infizierten sind ein Mitarbeiter des Büros von Landesrätin Maria Hutter (ÖVP), einer der ranghöchsten Beamten und Beamtinnen des Landes, sowie zwei leitende Ärzte der Salzburg Landeskliniken.

Die Salzburger Gesundheitsbehörden machen sich nun auf die Suche nach diversen Kontaktpersonen. In der Landesregierung und bei über 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Regierungsbüros und in der Landesamtsdirektion wurden sie nicht fündig: Alle Tests waren negativ. Landeshauptmann Wilfried Haslauer, sein Stellvertreter Christian Stöckl und Landesrätin Hutter (alle ÖVP) waren bereits zuvor negativ getestet worden. Vorerst einmal wurden alle Termine der Landesregierung abgesagt.

Infizierter bekannt

"Wir wissen, wer diese Menschen angesteckt hat, wir wissen aber noch nicht, wo er sich selbst infiziert hat", sagt Haslauer am Montagabend in der ZIB 2. Er sei jeodch zuversichtlich, dass der Höhepunkt dieses Clusters damit erreicht sei. Haslauer verteidigt überdies die Entscheidungen der Grenzöffnung zu Bayern und das Rückfahren des Corona-Einsatzstabes. "Eine Nachfolgeorganisation hat die Aufgaben des Einsatzstabes in reduzierter Form übernommen."

ORF

Nach einer Woche waren 15 von 26 Menschen, die an dem Rotary-Treffen teilgenommen hatten, infiziert. Am 1. August 2020 beginnen die Salzburger Festspiele mit bis zu 1.000 Besuchern, Sorge bereitet das Haslauer nicht. "Wir kennen bei den Festspielen jeden Gast und jeden Sitzplatz. Wir können jeden Besucher zurüclverfolgen, sollte ein Infizierter dabei sein."

Bedienstete nicht informiert

Heftige Kritik am Informationsmanagement der ÖVP-geführten Landesregierung kommt von der sozialdemokratischen Fraktion in der Personalvertretung des Landes: Obwohl die Infektionen seit Mittwoch vergangener Woche bekannt gewesen seien, hätten die Mitarbeiter, die in denselben Amtsgebäuden tätig sind, erst am Freitag "aus den Medien" von den Fällen erfahren. Weder Bedienstete noch Personalvertretung seien informiert worden. Die sozialdemokratischen Personalvertreter sprechen von nichtgerechtfertigter "Geheimhaltung". Wenn "ein Spitzenbeamter" infiziert sei, der laufend Kontakte zu anderen Führungskräften hat, dann kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Infektion bereits in andere Dienststellen und in andere Gebäude weitergetragen wurde.

Am Montagabend lagen dann die Testergebnisse für alle sieben Mitglieder der Landesregierung vor. Kein einziger der Tests fiel dabei positiv aus. Auch mehr als 80 Mitarbeiter in den Regierungsbüros und in der Landesamtsdirektion wurden negativ getestet, teilte das Land in einer Aussendung mit.

Lage in Österreich stabil

Trotz des Falles in Salzburg sei die Lage in Österreich zwar stabil, aber stelle sich eben etwas unruhiger dar, beschrieb Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Montag die Gesamtlage. "Dies zeigt sich durch einen leichten Anstieg der aktiv Erkrankten, aber auch in Form einzelner Clusterbildungen."

Nach den Zahlen des Gesundheitsministeriums gab es ein Plus von 14 Prozent bei den aktiv Erkrankten im Vergleich zum Stichtag vor einer Woche. Demnach wurden in den vergangenen 24 Stunden 38 Neuinfektionen verzeichnet, bei 44 neu Genesenen. Damit sei die Zahl der aktiv Erkrankten leicht auf 449 gesunken. Weiter im Sinken ist laut Gesundheitsministerium die Zahl der in Spitalsbehandlung befindlichen Corona-Erkrankten.

In Österreich dürften laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) Schulen und Kindergärten bei der Verbreitung des Coronavirus bisher übrigens keine große Rolle gespielt haben. Von 541 insgesamt registrierten Clustern wurden nur drei einer Schule und drei einem Kindergarten zugeordnet. Kinder seien keine "Driver" der Epidemieverbreitung, hieß es. Bis Ende vergangener Woche wurden insgesamt 541 Cluster verzeichnet (Thomas Neuhold, 23.6.2020)