Oarsch! Gleich wird hier eine strafbare Handlung begangen werden.

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In Moskau wurde gerade von der Polizei nach tagelanger Fahndung die Wohnung eines Mitglieds der Protestband Pussy Riot gestürmt. Der unter anderem wegen seines Nacktflitzens beim Fußball-WM-Finale 2018 in Moskau bekannte russische Menschenrechtsaktivist Pjotr Wersilow wurde aufgrund des Vergehens des öffentlichen Fluchens gesucht.

Was Wersilow jetzt genau im Rahmen seiner Unzufriedenheit mit der russischen Gesamtsituation gemeutert hat, kann man nur erahnen. Immerhin schimpft man in jedem Land ein wenig anders. Im Englischen flucht man beispielsweise eher in Richtung primäre Geschlechtsmerkmale, im Deutschen tendiert man zum unteren Verdauungstrakt. Eine kurze Überprüfung des Russischen weist darauf hin, dass man sich beim Schimpfen im angloamerikanischen Raum besser verstanden fühlt.

Möglicherweise nicht exakt deswegen, weil er sich etwa vom System erst "verarscht" und schließlich "gefickt" fühlt, wurde der arme Pjotr Wersilow nach seiner Verhaftung 13 Stunden lang verhört. Die Amtshandlung war wohl doch politisch und nicht sittlich motiviert. Es ist davon auszugehen, dass in Kreisen der russischen Exekutive nicht immer ein Konversationston herrscht, den man aus Romanen von Tschechow und Tolstoi und irgendetwas mit den Kirschen im Garten kennt.

Willkür? Stimmt!

Pjotr Wersilow fasste für sein Fluchen eine 15-tägige Haftstrafe aus. Aufmerksame Beobachter der gerade wieder einmal ins Gerede gekommenen Polizeigewalt mögen jetzt einwenden, es handle sich um einen Akt der reinen Willkür. Dazu muss man sagen: Das stimmt!

Wir in Österreich erholen uns aktuell von einem ähnlichen Vorfall. Ein junger Mann furzte angeblich aggressiv Polizeibeamte an, die ihn nachts in einem Wiener Park höflich nach Name, Adresse und seiner Begehrlichkeit fragten. Das ergibt 500 Euro Strafe.

Da kann man nur sagen: Oida! Oida ist seit 2018 in Österreich gegenüber einem Polizisten zumindest laut dem betroffenen Polizisten selbst auch strafbar. Mit 100 Euro kommt Fluchen aber günstiger als Furzen. Das Verfahren gegen den Oida-Sager wurde erst heuer im März eingestellt. Wie teuer Furzen in Russland kommt, vor allem als Menschenrechtsaktivist, darüber ist nichts bekannt. (Christian Schachinger, 24.6.2020)