Ex-Wirecard-Chef Markus Braun werden Bilanzfälschung und Marktmanipulation vorgeworfen.
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"Er hat sich gestellt." So kommentierte eine Sprecherin der Münchener Staatsanwaltschaft den bisherigen Tiefpunkt in der Managerkarriere von Markus Braun. Die Strafverfolger werfen dem 50-jährigen Wiener als Konzernchef des deutschen Zahlungsdienstleisters Wirecard Bilanzfälschung und Marktmanipulation vor. Es geht um die stolze Summe von 1,9 Milliarden Euro, über deren Verschwinden oder Nichtexistenz Braun nun den Strafverfolgern Auskunft geben muss – nachdem er vergangene Woche als Wirecard-Chef zurückgetreten war. Nun musste er für seine temporäre Freiheit fünf Millionen Euro Kaution hinlegen.

Vor seiner Tätigkeit bei dem Zahlungsdienstleister heuerte der studierte Wirtschaftsinformatiker zunächst bei der Contrast Management Consulting an, bevor er 1998 bei KPMG tätig wurde – also just jener Beraterfirma, die ihm im derzeitigen Bilanzskandal hätte beistehen sollen, die Vorwürfe aber nicht auszuräumen vermochte. Jedenfalls ging es mit Wirecard und Brauns Karriere ab den 2000er-Jahren steil bergauf. Mit dem Fokus auf den elektronischen Zahlungsverkehr hatte Braun dank des wachsenden Onlinegeschäfts auf das richtige Pferd gesetzt. Gekrönt wurde die Entwicklung im September 2018 mit der Aufnahme in die oberste Börsenliga, den deutschen Leitindex Dax.

Einstiger Mann des Jahres

Braun, über dessen Privatleben wenig bekannt ist, war damals als Sprecher auf Branchenveranstaltungen gern und oft gesehen und wurde von etlichen Medien zum Mann des Jahres gekürt. Er gilt als jemand, der viel weiß, aber wenig redet – abgesehen von seinem Lieblingsthema: dem Unternehmen Wirecard.

Erste Risse bekam sein Macher-Image, als die Financial Times vor etwas mehr als einem Jahr erstmals über Unregelmäßigkeiten in der Wirecard-Bilanz berichtete. Braun wies damals in trotzig wirkender Art sämtliche Vorwürfe zurück – doch die Probleme vermochte er dadurch nicht auszuräumen: Vielmehr könnte der einst gefeierte Ex-Manager im schlimmsten Fall hinter Gittern landen und sein Lebenswerk Wirecard den Bilanzskandal nicht überstehen.

Unangenehm ist diese Entwicklung auch für jene, die sich mit Brauns Image – der Neos- und ÖVP-Spender galt als Guru der Zahlungsbranche – schmücken wollten. Dazu zählte auch Bundeskanzler Sebastian Kurz während der türkis-blauen Regierung, für die Braun Impulse für das Strategieteam Think Austria liefern sollte. (Alexander Hahn, 23.6.2020)