Ein afghanischer Landwirt erntet Schlafmohn auch während der Covid-19-Pandemie.

Foto: EPA/GHULAMULLAH HABIBI

Eines schicken die Mitarbeiter des Büros zur Drogen- und Verbrechensbekämpfung der Vereinten Nationen (Unodc) gleich vorweg: Es ist nicht genau absehbar, wie die Coronavirus-Pandemie den Drogenhandel und -konsum beeinträchtigen wird. In ihrem jährlichen Drogenbericht befürchten sie aber Schlimmes. Denn bereits jetzt würden Lieferungen durch die Grenzschließungen nicht auf der Straße landen. Die Preise steigen, und die Qualität sinkt – die Drogen werden stärker gestreckt.

Außerdem vergleichen die Studienautoren die jetzige Situation mit jener der Weltwirtschaftskrise im Jahr 2008. Damals drängten billigere synthetische Drogen auf den Markt, Suchtmittel wurden vor allem injiziert, und Regierungen sparten bei ihren Maßnahmen, Süchtigen zu helfen und gegen Drogenkriminalität vorzugehen.

Anstieg in Entwicklungsländern

"Es ist wichtig, dass alle Regierungen größere Solidarität zeigen und Hilfe zur Verfügung stellen, damit vor allem Entwicklungsländer gegen illegalen Drogenhandel vorgehen können", sagte der Unodc-Direktor Ghada Waly am Donnerstag in Wien. Auch Unterstützung für die Behandlung von Erkrankungen im Zusammenhang mit Drogenkonsum seien essenziell, damit vor allem die Ärmsten der Welt nicht auf der Strecke bleiben.

Denn vor allem in Entwicklungsländern verzeichneten die Vereinten Nationen im Jahr 2018 (das in dem Bericht – ausgenommen die Corona-Krise – analysiert wird) einen Anstieg bei der Zahl der Konsumenten. Das hängt laut den Studienautoren unter anderem mit dem Bevölkerungswachstum insgesamt und unter den Jugendlichen besonders zusammen. Weltweit stieg zwischen 2009 und 2018 die Zahl der Konsumenten von 210 Millionen auf 269 Millionen. Auch der Anteil an der Weltbevölkerung vergrößerte sich in diesem Zeitraum von 4,8 auf 5,3 Prozent unter den 15- bis 64-Jährigen.

Gefahr durch Opioide

Noch immer ist Cannabis die beliebteste Droge der Welt – vor allem in Regionen, in denen nichtmedizinisches Cannabis legalisiert wurde, verzeichnen die UN einen höheren Verbrauch. Insgesamt konsumieren rund 192 Millionen Menschen diese Droge. Gleichzeitig bleiben Opioide die gefährlichsten Drogen. Sie sind für rund 66 Prozent der jährlich 167.000 Todesfälle im Zusammenhang mit Drogenmissbrauch verantwortlich.

Ebenfalls im Zusammenhang mit der Covid-19-Krise befürchten die Mitarbeiter des Unodc, dass Landwirte in Anbauländern auf illegale Pflanzen umsatteln könnten, weil sie die wirtschaftliche Situation dazu drängt. Fehlende Kontrolle durch Regierungsbehörden in Zeiten der Pandemie könnte ihren Teil dazu beitragen, heißt es in dem Bericht. In Sachen Transport vermelden die Autoren bereits einen Schwenk vom Luft- und Landtransport auf den Schmuggel via Wasserwege. Direkte Lieferungen auf Schiffen von Südamerika nach Europa wurden in den vergangenen Wochen abgefangen. (bbl, 24.6.2020)