Hashim Thaçi war Kommandant in der Befreiungsarmee des Kosovo (UÇK).

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Die Ankläger des Haager Sondergerichts für das Kosovo haben dem kosovarischen Präsidenten Hashim Thaçi Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Last gelegt. Das Sondertribunal zur Ahndung von Kriegsverbrechen während des Kosovo-Krieges gab am Mittwoch bekannt, dass die Anklage gegen Thaçi zehn Punkte umfasse.

Dem früheren Kommandanten der Befreiungsarmee des Kosovo (UÇK) werden demnach unter anderem Mord, Folter und Verfolgung vorgeworfen. Laut der Anklageschrift sollen Thaçi und weitere mutmaßliche Täter für knapp hundert Morde verantwortlich sein. Die Anklage sei im April erhoben und am Mittwoch öffentlich gemacht worden. Sie müsse noch von einem Richter bestätigt werden, hieß es in der Erklärung des Sondergerichts.

Das 2015 in Den Haag eingerichtete Sondertribunal befasst sich speziell mit Verbrechen, die Mitglieder der UCK während des Kosovo-Krieges begangen haben sollen. Das Gericht hatte im Jänner 2019 mit Befragungen in Den Haag begonnen.

Während des Kosovo-Krieges von 1998 bis 1999 wurden mehr als 13.000 Menschen getötet. Im Jahr 2008 erklärte das Kosovo seine Unabhängigkeit von Serbien. Die Regierung in Belgrad betrachtet es jedoch nach wie vor als serbische Provinz.

Die meisten EU-Staaten sowie die USA erkennen die Unabhängigkeit des Kosovo an. Serbiens Verbündete China und Russland blockieren dagegen mit ihrem Vetorecht die Aufnahme des Kosovo in die UNO.

Der 52-jährige Thaçi hatte vor knapp zwei Woche angekündigt, bei der nächsten Präsidentenwahl nicht erneut kandidieren zu wollen und auch sonst kein politisches Amt mehr anzustreben, ohne diesen Schritt zu begründen. Seine aktuelle Amtszeit als Staatsoberhaupt läuft im April 2021 ab. (APA, 24.6.2020)