Bild nicht mehr verfügbar.

Google weiß viel über seine Nutzer – künftig von Haus aus aber zumindest nicht mehr auf unbegrenzte Zeit.

Foto: Dado Ruvic / REUTERS

Google sammelt Daten. Viele Daten. Aus diesem Umstand macht auch das Unternehmen kein Hehl. Immerhin bilden diese die Grundlage für viele der Dienste, die der Softwarehersteller so im Angebot hat – und natürlich das Werbegeschäft, das deren kostenlose Verfügbarkeit garantiert. Bei alldem sei aber das Vertrauen der Nutzer die oberste Priorität, versichert Google und meldet eine Reihe von Privacy-Verbesserungen rund um das Google-Konto.

Zeitablauf

Die wichtigste: Google wird die Nutzerdaten nicht mehr von Haus aus auf unbegrenzte Zeit speichern. Stattdessen wird bei der "Web & App Aktivität" – wo unter anderem alle Suchanfragen oder auch der Webseitenverlauf aus dem Chrome gespeichert werden – nun von Haus aus auf eine maximale Speicherdauer von 18 Monaten gesetzt. Das Gleiche gilt für den Standortverlauf. Bei der Youtube Watch History wird der Default-Wert für die automatische Löschung der Daten hingegen bei 36 Monaten angelegt. Grund dafür ist, dass man davon ausgeht, dass in diesem Fall ein längerer Zeitraum sinnvoll ist, etwa um zu verhindern, dass die Nutzer bereits gesehene Videos neu vorgeschlagen bekommen.

18 Monate: Das ist der neue Standardwert für die Speicherdauer bei Google – bisher wurden die Informationen von Haus aus unbegrenzt gespeichert.
Grafik: Google

Manuell konnten die User solche Zeitbeschränkungen schon bisher festlegen, nun gibt es aber die erwähnten Standardwerte für alle neuen Konten beziehungsweise all jene, die diese Datenspeicherung frisch aktivieren. Letzteres ist auch ein Punkt, den Google in diesem Zusammenhang besonders betont: nämlich dass von Haus aus keine dieser Datensammlungen aktiv ist, sondern mit der Speicherung erst nach einer expliziten Zustimmung der User begonnen wird. Das ist technisch gesehen zwar richtig, gleichzeitig muss sich Google aber immer wieder die Kritik gefallen lassen, dass man schon beim Einrichten eines Smartphones recht deutlich auf diese Datensammlungen drängt.

Ein weiterer Punkt, der dem Softwarehersteller am Herzen liegt – und der tatsächlich oft missverstanden wird: Google betont, dass man prinzipiell keine Nutzerdaten verkauft, sondern sie selbst auswertet, um dann darauf basierend Werbung an andere zu verkaufen. Zudem würden Daten aus jenen Diensten, die besonders sensibel sind – etwa Gmail, Drive, Calendar und Photos –, generell nicht für Werbezwecke ausgewertet.

Hinweis

Bei bestehenden Konten will Google übrigens nichts ändern, immerhin wolle man nicht einfach so Einstellungen ändern. Allerdings soll künftig offensiv auf die Optionen zur Speicherdauer hingewiesen werden. Bereits in den kommenden Tagen soll etwa ein Link auf der Startseite der Google-Suche platziert werden, der über die Datenspeicherung informiert und die Option zur Änderung der Einstellung gibt. Neben der kompletten Deaktivierung der einzelnen Datenkategorien kann hier der Zeitraum übrigens manuell auch verkürzt werden – und zwar auf drei Monate. Umgekehrt kann diese Speicherbeschränkung auf Wunsch deaktiviert werden, etwa wenn man den eigenen Standortverlauf lieber langfristig nachvollziehen können will.

Schon bald will Google auf der Startseite seiner Suchmaschine auf die Optionen zur Datenspeicherung explizit hinweisen.
Grafik: Google

Hilfestellung

Ebenfalls neu: Google-User sollen künftig personalisierte Empfehlungen zur Verbesserung ihrer Privatsphäreneinstellungen bekommen. Damit soll etwa davor gewarnt werden, wenn der Standort dauerhaft mit einer anderen Person geteilt wird – etwas, über das Google aber ohnehin schon jetzt regelmäßig per Mail informiert. Jenen Sicherheitscheck, den Google all seinen Usern anbietet, erweitert das Unternehmen mit der Überprüfung der im Konto gespeicherten Passwörter. Damit werden die Nutzer also dann gewarnt, wenn gespeicherte Login-Informationen von einem bekannten Hack betroffen sind. Eine ähnliche Funktion bietet Google bereits an mehreren Stellen, durch die Integration in den Sicherheitscheck will man dem aber nun weitere Prominenz verschaffen.

Zudem will man den Zugriff auf die Google-Konten-Einstellungen weiter vereinfachen. Künftig sollen diese auch direkt nach gewissen Suchanfragen – also etwa "Ist mein Google Konto sicher" – angeboten werden. Dieses Feature ist zunächst allerdings nur auf Englisch verfügbar, andere Sprachen sollen folgen.

Incognito

Standardisiert – und vereinfacht – soll der Zugriff auf jenen Incognito-Modus werden, den mittlerweile einige Google-Apps bieten. Über einen Langdruck auf das Account-Icon soll hier künftig der Wechsel vollzogen werden. Google betont in dem Zusammenhang, dass im Incognito-Modus tatsächlich keine Nutzerdaten gespeichert und auch nicht für Werbung herangezogen werden. Dieses Feature soll allerdings erst in den kommenden Wochen in den jeweiligen Apps auftauchen – von Google Maps bis Youtube. Eine Ausnahme gibt es nur bei der iOS-Version der Google-App: Hier ist dieses Feature umgehend verfügbar.

Bleibt zum Schluss noch eine Erweiterung jener Bibliotheken für "Differential Privacy", die dafür sorgen sollen, dass gewisse Datenerfassungen und -auswertungen ohne Rückverfolgbarkeit auf einzelnen Personen möglich sind. Hier gibt es für Entwickler neue Schnittstellen, damit diese auch in Go- und Java-Anwendungen eingebunden werden können. (Andreas Proschofsky, 24.6.2020)